1. FC Köln - FV Löchgau 3:0 (2:0)

So schnell kann sich das Bild drehen: beim Hinspiel in Löchgau beschwerten sich die FC-Damen noch - völlig zurecht - als souveräner Tabellenführer über das wenig bundesligawürdige rasenähnliche Geläuf auf dem Löchgauer Sportplatz, inzwischen waren die Probleme am Geißbockheim eingekehrt - und waren sicherlich viel schwerer zu beheben als eine Investition in eine neue Grünfläche: zwar gingen die Domstädterinnen als Favorit und Tabellenzweiter in die Partie, hatten aber seit November eine beispiellose Negativserie hingelegt. Umso mehr musste es vor dementsprechend mickrigen 250 Zuschauern (die auch noch extrem wohlwollend gezählt waren) im Wesentlichen um Wiedergutmachung gehen - verlorengegangene Sympathien mussten dringend wieder bei den FC-Fans eingefahren werden.
Wenn man sich mit der Ausgangssituation vor diesem Zweitligaspiel am 5. April 2010 derart ausführlich auseinandersetzt, kann man das Fazit gleich vorwegnehmen: Sympathien konnten die rot-weißen Spielerinnen an diesem Ostermontag keineswegs sammeln, in den ersten Minuten schienen sogar die Damen aus dem "schwäbischen Kleinod", wie sich die Gemeinde Löchgau selber bezeichnet, einen etwas spritzigeren Start zu erwischen, ehe der FC zumindest das deutlich überlegene Potential ausspielte und nach einem Löchgauer Freistoß in der 9. Minuten und vorsichtigen Versuchen von Lena Fehrenbach und Yvonne Zielinski in die Spielkontrolle geriet. Der FC wirkte zwar so sehr bald ungefährdet, aber war auch ungefährlich - erst eine kleine Chance in der 15. Minute, als Bilgin Defterlis Versuch aus kurzer Distanz nach einer Charline Hartmann-Flanke geblockt wurde, war das erste kleine Ausrufezeichen. Die Gäste erkannten die Zeichen der Zeit - und während die Mannschaft von Noch-Trainer Klaus Schmischke auf vielen Positionen Einsatz und Leidenschaft vermissen ließ, begannen die Gäste schon früh, denn Ball aufreizend langsam zu spielen und somit Zeit zu schinden. Während die technische Überlegenheit und das deutlich höhere fussballerische Potential in den ersten zwanzig Minuten noch dazu führte, dass der FC vereinzelt wenigstens noch Torgefahr ausstrahlte - ein Weitschuss von Nicole Bender in der 20. Minute war hier ein weiteres Indiz - wurde auch dies in den folgenden Minuten seltener. Erst in der 33. Minute ereignete sich eine Szene, die die Gemüter, insbesondere auf der FV-Bank dann wieder etwas erregte: Hartmann drohte, nach einem langen Ball auf dem rechten Flügel durch die Löchgauer Abwehr durchzubrechen, Tanja Arnold, die Löchgauer Schlussfrau und beste Akteurin ihres Teams an diesem Tag, stürmte zum Rand ihres Strafraums, um den hohen Ball abzufangen und stieß dabei mit Hartmann zusammen - aus meiner Position hätte ich hier, fernab des Fünfmeterraums, nicht einmal ein wirkliches Foul der Kölner Stürmerin gesehen, eine gelbe Karte, wie die Löchgauer Bank dieser viel zu lautstark forderte, war hier aber sicherlich nicht angemessen. Nach einer kurzen Behandlungspause und einem Freistoß für Löchgau ging die Partie so weiter und schien an sich torlos in die Pause zu plätschern, wenn nicht die letzten sechs Minuten der ersten Halbzeit gewesen wären: in der 40. Minute leitete ein langer Ball von Sonja Fuss, die sich in der Kölner Abwehr mangelns gegnerischer Wehrhaftigkeit praktisch nie auszeichnen musste, aber auch keine weiteren offensiven Akzente setzen konnte, einen Schussversuch von Bender ein - dieser wurde zwar geblockt, aber Yvonne Zielinski stand nun zentral an der Strafraumgrenze völlig frei und ließ Tanja Arnold beim Schuss auf die linke Seite des Tores keine Chance. Zwei Minuten später kam es noch bitterer für die Gäste, als Bender kurz auf die erneut als Ballverteilerin auffällig Patricia Hanebeck ablegte und somit den Weg zum 2:0 aus der Halbdistanz ebnete. Dass in der Nachspielzeit dann auch die ansonsten gefällige Lisa Gayer freistehend vor Kathrin Wojtasik über das Kölner Tor zog, zeigte die Glücklosigkeit der Schwäbinnen in dieser Phase des Spiels, statt dem sicherlich letztlich nicht völlig unverdienten 2:0 für den FC wäre auch mit etwas mehr Glück ein torloses Remis nach 45 Minuten denkbar gewesen.
Im zweiten Abschnitt bot sich letztlich das gleiche Bild - es wurde höchstens noch schlimmer und unansehnlicher am Franz-Kremer-Stadion: Wojtasik konnte sich die zweite Hälfte per se bei sonnigem Frühlingswetter um ihre eigene Gesichtsbräune denn um die Gegner kümmern, die keine einzige Torchance mehr schreiben konnten, aber auch auf FC-Seite gab es nicht mehr viel Positives zu berichten, die Leidenschaftslosigkeit und der zumindest nicht ausgetrahlte Einsatzwillen mancher Spielerinnen setzte sich fort und verhinderte eine druckvollere Spielweise. In der 62. Minute hätte Zielinski ihre engagierte Leistung krönen können, als sie nach einer sehr optimistisch gespielten Löchgauer Rückgabe zu Arnold den Ball nur um Haaresbreite wenige Meter vor dem Tor verpasste, Defterli scheiterte im Nachgang an der Torfrau, die aus kurzer Distanz glänzend parierte, in der 70. Minute machte es die türkische Nationalspielerin dann besser und drückte den Ball aus kurzer Distanz zum 3:0 über die Torlinie - dass mit Frauke Renner, Zielinski und der besten Kölnerin an diesem Tage, Susanne Kasperczyk, gerade einmal drei Graulanten sich bei der Torschützin einfanden, war irgendwie bezeichnend - die restliche Mannschaft machte sich derweil schoneinmal auf zum beschwerlichen Weg in die eigene Hälfte, um dort den gegnerischen Anstoß zu erwarten. Nach einem Freistoß in der 83. von Fehrenbach unterlief Arnold noch den Ball, aber Defterli traf nur die Latte - letztlich konnte man die zweiten 45 Minuten aus Kölner Sicht noch mehr vergessen als den ersten Abschnitt, lediglich der Gegner war an diesem Tag einfach zu schwach und ließ letztlich auch zu deutlich eigene Offensivbemühungen vermissen. So blieb es bei einem ernüchternden 3:0, dass von der Höhe her eventuell hätte deutlich höher ausfallen können. Doch um solche Ziele zu erreichen, müssten auch Spielerinnen wie Bender, Hanebeck und Hartmann deutlich enger an die Leistungen anknüpfen, die zu Beginn der Vorrunde dazu geführt hatten, dass der FC eine wirklich gefürchtete Mannschaft in der 2. Bundesliga Süd darstellte.


  1. FC Köln   FV Löchgau
30 Kathrin Wojtasik (TW) 1 Tanja Arnold (TW)
6 Susanne Kasperczyk 2 Michaela Schuster
7 Nicole Bender 3 Marina Klooz
9 Frauke Renner 7 Carolin Schmieg (C)
10 Patricia Hanebeck 19 Jasmin Klotz
11 Bilgin Defterli 21 Stefanie Schuster
13 Charline Hartmann 22 Lisa Gayer
15 Sonja Fuss (C) 23 Lisa Lang
17 Yvonne Zielinski 25 Lisa Klinge
25 Lena Fehrenbach 26 Jana Blessing
8 Anne Lenz 27 Vanessa Puglisi
3 Romina Frommont 6 Nicole Friedrich
16 Lena Schüth 11 Nicole Michalek
20 Tugba Tekkal 15 Anja Palusevic