SV 67 Weinberg - 1. FC Köln 1:2 n.V. (0:1, 1:0, 0:0, 0:1)

Endlich ging es richtig los - die Voreiligen, die die Sommerliga bereits zu den ersten Pflichtspielen der neuen Frauenmannschaft des 1. FC Köln gemacht hatten, lagen faktisch genauso falsch wie die Kommentatoren der Europameisterschaft, die gebetsmühlenartig davon sprachen, dass zehn Tage nach dem Europmeisterschafts-Triumph der deutschen Fussball-Frauen für die Nationalspielerinnen wieder der harte Alltag losging - denn wie unter anderem Martina Müller oder Celia Okoyino da Mbabi musste auch Sonja Fuss praktisch von der Frankfurter Siegesfeier weg wieder in den Mannschaftsbus ihres Teams steigen, um dort für die nötige Unterstützung auf dem Spielfeld zu sorgen. Für den 1. FC Köln hieß der Gegner im nun wirklich ersten Pflichtspiel der Saison der SV Weinberg aus der Regionalliga Süd, die Anreise in den bayerischen Landkreis Ansbach musste entsprechend schon am Vortage genommen werden, um ausgeschlafen und gut gefrühstückt um 11 Uhr als Favorit gegen den Bayernpokal-Sieger von Trainerin Petra Amslinger auf dem Platz zu stehen. Eine sportliche Anreise nahmen auch etwa 10 Fans aus dem Rheinland auf sich - Hut ab für die Fahrerei nach Mittelfranken.
Diese Unentwegten wurden in den ersten Minuten keineswegs enttäuscht: die Partie begann munter, nach zwanzig Sekunden sorgte Patricia Hanebeck mit einer Kopfballchance für einen ersten Aufreger, dann hatten aber auch die Weinbergerinnen zwei gute Gelegenheiten. In der dritten Minute wurde es dann wieder vor Andrea Dänzer, heute beste Akteurin der Gastgeberinnen, gefährlich - doch Paula Balzer zielte nach einem Konter über Charline Hartmann auf der rechten Angriffsseite doch deutlich über das Torgehäuse. In der 12. Minute stand die dritte Partei auf dem Feld erstmals im Blickpunkt - und leider sollte es nicht das letzte Mal auf der schönen Weinberger Sportanlage sein: Patricia Hanebeck erkannte einen Stellungsfehler von Dänzer und zog aus gut 20 Metern ins Tor ab - warum Karoline Wacker an der Linie ihre Fahne bei diesem direkten Abschluss hob, wird der ersten Assistentin, die in vielen Situationen zu schnelle Reaktionen zeigte und damit eigentlich passives Abseits als aktiv anzeigte, schien geheimnisvoll. Schiedsrichterin Sabine Stadler bewies in diesen Situationen zu wenig Souveränität und postulierte, Charline Hartmann habe Dänzer die Sicht verdeckt - eine absolut nicht nachvollziehbare Entscheidung, die zudem noch sehr zögerlich und schlecht verkauft wurde. Auch kurz danach baute das Unparteiischengespann einen weiteren Bock bei einer Abseitsentscheidung und spielte sich damit unfreiwillig in den Blickpunkt. Danach entfernten sich allerdings alle Aktiven aus dem Blickfeld, denn die Partie wurde nun deutlich flacher und Torgelegenheiten auf beiden Seiten seltener. Erst in der 29. Minute wurde ein Abschluss von Patricia Hanebeck aus zentraler Position geblockt, auch sieben Minuten später hatte Kölns Nummer 10 ebensowenig Glück. Die Partie wurde gegen Ende der Halbzeit wieder etwas flotter und nachdem Hanebeck in der 39. Minute Hartmann schickte und diese freistehend an Dänzer scheiterte, machte es Nicole Bender in der 42. Minute besser: Yvonne Zielinski leitete einen Angriff auf der linken Seite ein und bediente Bender, die etwa von Höhe des Elfmeterpunkts zum 0:1 abzog. Somit wurde Weinberg doch noch im Schlussspurt um die verdienten Mühen eines guten Pokalfights gebracht, der Favorit schien sich auf die Siegerstraße gebracht zu haben.
Nach der doch recht ereignisreichen ersten Halbzeit verflachte die Partie nun deutlich. Köln schien zwar Kontrolle über das Spiel zu haben, gerade vor dem gegnerischen Tor agierte die Mannschaft von Klaus Schmischke aber viel zu umständlich - von einem Chancengewitter konnte man ohnehin nicht reden. In der 73. Minute stellte die eingewechselte Meike Wischgoll das Spiel aus heiterem Himmel auf den Kopf: nach einer Flanke von der rechten Seite ließ die Stürmerin Kathrin Wojtasik im FC-Tor mit einem tollen Kopfball nicht den Hauch einer Chance. Nach dem pomadigen Auftreten des Favoriten war dies durchaus nicht unverdient, trotzdem hatten die "Klosterfrauen" auch Pech, wie zum Beispiel in der 77. Minute, als Hanebeck Hartmann zentral schickte und diese frei vor der gegnerischen Torfrau von den Beinen geholt wurde - diese Szene ging im Stadion zwar etwas unter, war aber ein glasklarer Strafstoß, der den Domstädterinnen verwehrt wurde. Vier Minuten vor Ende der regulären Spielzeit wollte der Ball auch nicht über die Torlinie, als Hartmann in eine Hanebeck-Flanke hereinrutschte, so dass die Verlängerung unausweichlich wurde.
Im ersten Abschnitt der Extra-Minuten gab es letztlich nur einen Aufreger: Hanebeck hob den Ball mit dem Kopf über Dänzer, doch auch hier fehlte das nötige Zielwasser und der Ball trudelte am Torpfosten vorbei. Zu Beginn der zweiten Halbzeit der Verlängerung erhöhte der FC die Schlagzahl, doch auch hier scheiterte Hartmann knapp in der 109. Minute, bevor Hanebeck in der 111. Minute für die Erlösung für die FC-Damen sorgte: Charline Hartmann bediente die ehemalige Hamburgerin von der rechten Seite, die den Ball über die Torlinie drückte. Dem SV Weinberg gebührt hingegen ein Extra-Lob für die Schlussphase - denn auch in den letzten Minuten der Partie präsentierte sich die gastgebende Mannschaft kämpferisch und brach keineswegs ein - vielmehr gab es plötzlich wieder Gefahr für das Tor von Wojtasik, insbesondere in der 117. Minute hatte Kapitänin Christina Schellenberg den erneuten Ausgleich auf dem Kopf und hatte Pech, dass ihr Versuch am langen Pfosten noch geblockt wurde. So kam der 1. FC Köln letztlich mit einem sehr blauen Auge davon, Weinberg hingegen zeigte eine hochrespektable Leistung und hatte sich die Aufmerksamkeit vor einer stattlichen Kulisse mehr als verdient.



  SV 67 Weinberg   1. FC Köln
1 Andrea Dänzer (TW) 30 Kathrin Wojtasik (TW)
4 Katharina Grießemer 7 Nicole Bender
5 Nadine Staudt 8 Anne Lenz
6 Christina Schellenberg (C) 9 Frauke Renner
7 Janina Walter 10 Patricia Hanebeck
8 Sonja Kienzler 13 Charline Hartmann
12 Nadine Winter 15 Sonja Fuss (C)
13 Christina Maier 17 Yvonne Zielinski
14 Angelika Rößler 18 Julia Pfannschmidt
15 Anne Hopfengärtner 23 Paula Balzer
16 Maria Makowska 25 Lena Fehrenbach
9 Meike Wischgoll 11 Bilgin Defterli
10 Lisa-Katharina Kahr 19 Maike Seuren
    21 Nina Windmüller