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Am 29.3.2008 stand am Brentanobad ein absolutes Frauenfussball-Highlight auf dem Programm: im Halbfinal-Hinspiel des UEFA Women's Cup empfingen die Hessen
den italienischen Meister vom Gardasee, den CF Bardolino Verona. Ein klarer Favorit auf den Einzug ins Finale konnte schwer ausgemacht werden, die Italiener hatten mit
Achtungserfolgen wie dem Elfmeterschießen-Sieg gegen Bröndby Kopenhagen im Viertelfinale und dem Remis in der Vorrunde gegen die Arsenal Ladies
sich großen Respekt erarbeitet. Auf jeden Fall hatten die Hessen auf bemerkenswerte Art und Weise ihre Fans mobilisiert: nach der
offiziellen Zuschauerzahl strömten über 5.000 Zuschauer in das damit sehr gut gefüllte Stadion. Bemerkenswert war außerdem, dass nach den
medienwirksamen Streitigkeiten Renate Lingor nicht im Kader der Gastgeberinnen Berücksichtigung fand - auf der Ehrentribüne war die Nationalspielerin auch
nicht zu entdecken.
Von großem Respekt oder Abwarten war aber am Brentanobad an diesem Tag wenig zu spüren, denn bereits nach fünf Minuten zappelte der Ball das erste mal im Tor: Petra Wimbersky trat
einen Freistoß von rechts, Conny Pohlers köpfte am langen Pfosten zum 1:0 für Frankfurt ein. Vier Minuten später musste auch Silke Rottenberg im FFC-Tor das erste Mal eingreifen,
doch letztlich war der Distanzschuss von Melania Gabbiadini relativ harmlos. Doch bereits in der 11. Minute dieser Offensivschlacht hatte Hans-Jürgen Tritschoks Glück,
dass sein Team nicht den Ausgleich einfing: Rottenberg musste außerhalb des Strafraums vor der freistehenden Patrizia Panico klären, der Ball landete aber genau bei Valentina Boni,
die mit ihrem Heber fast alles richtig machte... Aber eben nur fast, denn der Ball ging denkbar knapp am linken Pfosten vorbei. Diese neunzig Minuten in Frankfurt waren eine absolute Werbung
für den Frauenfussball, in der beide Teams immer wieder guten Offensivfussball zeigten, auch wenn die Frankfurter über die meisten Phasen optisch überlegen waren. In der 16. Minute hatte
die italienische Torfrau Carlo Brunozzi, die eine ordentliche Partie zeigte, keine Probleme mit einem Fernschuss von Petra Wimbersky, drei Minuten später war sie aber bei einem Prinz-Hammer aus etwa
15 Metern machtlos, der Ball schlug auch deswegen knapp neben dem linken Torpfosten ein, weil die Gäste-Abwehr wie in zu vielen Situationen einen Schritt zu spät kam. Eine Schrecksekunde gab es dann für Frankfurt aber in der 24. Minute:
Pia Wunderlich blieb nach einem Zweikampf vor der Haupttribüne liegen und musste verletzt gegen Karolin Thomas ausgewechselt werden. In der 34. Minute hatte der CF Bardolino wieder eine Riesenchance: Gabbiadini konnte sich über rechts durchsetzen und
Flanken, ihr Ball auf den langen Pfosten wurde nur haarscharf von Giorgia Motta verpasst. Ihre einzige Chance im Spiel hatte dann fünf Minuten später Sandra Smisek, die nach einer Traumvorlage von Birgit Prinz völlig frei vor Brunozzi stand, den Ball aber in
Nationalmannschafts-unwürdiger Art und Weise über das Torgehäuse zimmerte - vielleicht mit ein Grund dafür, dass sie in der zweiten Hälfte für Kerstin Garefrekes Platz machen musste. Letztlich blieb es so in einer tollen Frauenfussballpartie bei einem 2:0, dass zwar
von der spielerischen Überlegenheit der Frankfurterinnen her in Ordnung ging, aber auch nach den guten Chancen der Gäste durchaus das Attribut "glücklich" hatte.
Im zweiten Abschnitt nutzte das Team von Renato Longega gleich die erste Chance: nach einer Ecke von links zimmerte Maria Sorvillo den Ball von der Strafraumgrenze genau ins Eck, Rottenberg war bei diesem
Treffer in der 47. Minute absolut machtlos. Wieder hatte Frankfurt auch etwas Fortune, denn nicht einmal eine Minute später hatten die Gäste sogar den Ausgleich auf dem Fuss, scheiterten aber nur knapp. In der 53. Minute musste Rottenberg im Strafraum knapp
vor Patrizia Panico klären - gerade in dieser Phase deckten die schnellen Angriffe des CF Bardolino immer wieder Frankfurter Abwehrschwächen auf. Aber es gab auch Situationen, in denen die Gäste nicht glücklos waren - auch wenn man die Szene
in der 61. Minute wohl eher in die Kategorie "dämlich" statt unter "Pech" verbuchen musste: Conny Pohlers lief frei auf Brunozzi zu und konnte die Torfrau ausspielen - statt aber den Ball ins leere Tor einzuschieben, kam
die Ex-Potsdamerin auf die aberwitzige Idee, den Ball auf Kerstin Garefrekes zu legen - diese war zwar frei, aber der Pass nicht, Roberta Stefanelli konnte den Ball abfangen. Gerade einmal eine halbe Minute später zimmerte den Ball auf der Höhe des Elfmeterpunkts an das Lattenkreuz. Danach gab es zwar erstmal mehrere gute Frankfurter Angriffe,
zwingende Chancen ergaben sich aus der Überlegenheit aber nicht. Ein toller Angriff der Italienerinnen hätte in der 73. Minute den Ausgleich verdient gehabt: die eingewechselte Raffaela Manieri schickte Panico lang auf der rechten Seite, diese sah die mittig stehende
Melania Gabbiadini, die zwar in den Ball reinrutschte, aber den Ball knapp über die Latte zog. Drei Minuten später war Rottenberg erneut einen Schritt schneller als Panico, nachdem Gina Lewandowski einen Patzer in der Abwehr der Frankfurterinnen geleistet
hatte. Auf der anderen Seite machte es Frankfurt dann aber besser: Zwar scheiterte zunächst Kerstin Garefrekes nach einer Prinz-Vorlage knapp, dann folgte aber ein Frankfurter Doppelschlag: Zwei Minuten
später, in der 79. Minute, legte Petra Wimbersky den Ball auf Garefrekes an der rechten Strafraumgrenze, diese bediente Birgit Prinz, die mit dem 3:1 so etwas wie eine Erlösung schaffte. Schade, dass
Bardolino kurzzeitig resignierte, denn in der 82. Minute fing man gleich noch den vierten Gegentreffer ein, nachdem Prinz Pohlers bediente und diese den Ball in den langen Winkel beförderte. Dies war umso ärgerlicher, weil in der 84. Minute Gabbiadini noch einer der Frankfurter Schwächen in der Innenverteidigung nutzte
und mit einem Konter freistehend Rottenberg zum 4:2 überwund.
So endete letztlich eine fesselnde Frauenfussball-Partie mit einem Sechs-Tore-Festival, durch den Zweitore-Vorsprung hat Frankfurt somit auch für das Rückspiel am kommenden Wochenende
eine solide Ausgangssituation - die starken Stürmerinnen der Italienerinnen zeigten allerdings schon in diesem Hinspiel, dass man sich auf
dem Polster in Verona nicht ausruhen darf.
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