Bayer Leverkusen - SV Dirmingen 12:0 (7:0)

3:3 Tore aus fünf Spielen - bislang stand die Frauenmannschaft für Bayer Leverkusen in der 2. Bundesliga Süd eher für gepflegte Defensivkunst statt für offensiven Dauersturm. Am sechsten Spieltag am 12. Oktober kam so mit dem SV Dirmingen die bis dato zweitschlechteste Abwehr der Liga und einer der vemeidlichen Abstiegs-Kandidaten an die bei Kurt-Riess-Anlage. Bei schönstem Fussball-Wetter galt es also für das Team von Doreen Meier, einen wichtigen Sieg einzufahren.
Auch die kühnsten Fans des Fanclubs Blaue Invasion hätten sich sicherlich nicht einen solchen Spielauftakt ihres Teams träumen lassen. Angestachelt von einer desolaten Gäste-Abwehr kam Leverkusen gleich in den ersten Minuten zu einem wahren Chancen-Feuerwerk. In der 2. Minute traf Christiane Braun nach einem an sich zu langen Freistoß, doch die Saarländerin Magalie Canivet legte den Ball genau in den Lauf der Leverkusenerin, die freistehend zum 1:0 einnetzen konnte. In der 6. Minute konterte Braun über die rechte Seite, zwar wurde ihr Versuch von der sehr unsicheren Gäste-Torfrau Nicole Lellig abgeblockt, der Ball landete aber genau vor den Füßen von Maren Henseler, die postwendend den zweiten Treffer markierte. Den Torschrei hatten die etwa 300 Zuschauer, dabei die Besucher der Vereinsgaststätte mitgezählt, zum dritten Mal in der 8. Minute auf den Lippen. Doch eine zu scharfe Flanke von Jaqueline Dünker wurde von Lellig mustergültig unterlaufen - Dirmingens Torfrau hatte lediglich Glück, dass das Spielgerät nur auf die Latte tropfte. Es war aber nur eine Frage der Zeit, bis Leverkusen die Führung weiter erhöhen würde - der Gast bekam den Ball praktisch nie in der ersten Halbzeit kontrolliert deutlich über die Mittellinie, sämtliche Befreiuungsschläge der überfordeten Defensive landeten sofort wieder in den Reihen der rot-schwarzen. So war es auch zu verschmerzen, dass Dünker in der 13. Minute von der Strafraumgrenze nur die Latte traf - denn der Abpraller landete bei Christiane Braun, die ebenso unbedrängt es erneut versuchen durfte und es besser machte - 3:0. Sieben Minuten später das 4:0: Dirmingen haderte mit der Linienrichterin Swinde Wiederhold, die aufgrund einer Abseitsstellung von Kerstin Stein die Fahne hob - diese griff aber gar nicht ein, so winkte die gute Schiedsrichterin Sandra Jung ab. Abseits ist nunmal nicht, wenn die Linienrichterin winkt, sondern wenn die Schiedsrichterin pfeift - und so konnte Kapitän Maren Henseler unbedrängt auf das gegnerische Tor zulaufen und auf 4:0 erhöhen. Kurz darauf brachte die Spielertrainerin der Gäste, Claudia Fetzer, dann mit Julia Schwinn zwar eine neue Kraft, letztlich brachte diese Verzweiflungstat aber keine spürbare Verbesserung. Wie soll man das Geschehen auf dem Rasen beschreiben? Leverkusen spielte, als hätten sie drei, vier Feldspielerinnen mehr auf dem Platz - in der Anzahl des Personals unterschieden sich die Kontrahenten aber nicht, allerdings in der Qualität, denn die Ex-Kölnerinnen waren in allen Belangen überlegen und überliefen in der gesamten Partie ihre Gegnerinnen oft nach Belieben. In der 26. Minute folgte dann das 5:0 - als Torschützin wurde erneut Henseler angegeben, tatsächlich beförderte Claudia Fetzer aber den Ball nach einer Flanke von der rechten Seite ins eigene Tor. Leverkusen schaltete nun einen kleinen Gang runter und gönnte sich auch den Luxus, in der einen oder anderen Situation etwas verspielter zu agieren. In der Schlussphase der ersten Halbzeit landete der Ball dann aber doch noch zweimal im Netz: in der 42. Minute verwandelte Henseler einen Abstauber, nachdem Lellig einen Schuss von Knopp nur abklatschen ließ, in der 45. Minute trug sich Vanessa Baudzus in die Torschützenliste ein, als sie nach einer Braun-Ecke per Kopf verwandelte - kurz zuvor musste Leverkusen den einzigen Wehrmutstropfen hinnehmen, als Lena Steinbach den Platz verletzt verlassen musste. Unter dem Strich war die hohe 7:0-Pausenführung völlig verdient, Dirmingen präsentierte sich in keinster Weise Zweitliga-tauglich.
Auch in der zweiten Halbzeit blieb Leverkusen erwartungsgemäß die kontrollierende Kraft. Zwar muss man dem Gast attestieren, dass die Pausen-Ansprache zu einer gewissen Verbesserung geführt hatte, aber von einer katastrophalen Vorstellung war dies auch einfach zu erreichen. So hatte auch Leverkusen in der 49. Minute die erste Chance, nachdem Braun scheiterte, schob Henseler zum 8:0 ein. Ansonsten gab es in der ersten Viertelstunde des zweiten Abschnitts keine weiteren Treffer zu verzeichnen, so dass sich 61. Minute die für Steinbach eingewechselte Nina Windmüller ein Herz nehmen musste und aus 18 Metern in den langen Winkel abzog - 9:0. Das zehnte Tor war so nur noch eine Frage der Zeit - in der 76. Minute irrte Lellig nach einer Flanke von Sarah Kramer durch den Strafraum und sorgte dafür, dass sich auch die eingewechselte Susanne Beer in den Spielbericht, Abteilung Treffer, eintragen durfte. Wenn man in der gesamten Partie überhaupt von einer Dirminger Chance sprechen möchte, dann gab es diese in der 79. Minute - doch auch der 40 Meter-Freistoß von Christina Neis hatte auch eher das Prädikat "harmlose Verzweiflungstat" und landete sicher in den Armen der jungen Lisa Schmitz im Bayer-Tor. In den letzten fünf Minuten durften die Zuschauer dann noch einmal drei turbulente Szenen bewundern, bevor Sandra Jung den Saarländer Schmerzen pünktlich ein Ende bereitete: in der 85. Minute holte Dirmingens Fetzer Susi Beer von den Beinen. Zwar traf sie dabei den Ball, da das Tackling aber von hinten kam, war die gelbe Karte von Jung durchaus vertretbar. Nicht vertretbar ist es dann allerdings, dass gerade eine Spielertrainerin sich gar nicht mehr auf dem Spielfeld über diese Entscheidung einkriegt - und so zeterte Fetzer so lange, bis Jung sie per gelb-roter Karte auf einen sonnigen Platz hinter die Werbebanden verbannte. Danach gab es noch einmal zwei Treffer zu vermelden: mit einem schönen Pass schickte Kerstin Stein Nina Windmüller, die Lellig gekonnte ausspielte und aus spitzem Winkel ins leere Tor einschob, nach dem Volleyschuss von Stein in der Schlussminute, die eine Braun-Flanke direkt in die Maschen drosch, pfiff die Unparteiische die Partie gar nicht mehr an.
Dirmingen erlebte am Rhein ein sportliches Desaster und präsentierte sich in keiner Phase des Spiels ansatzweise Bundesliga-reif. In dieser Verfassung wird es schwer sein, zwei bzw. drei schlechtere Teams in der Südstaffel zu finden, um den direkten Abstieg zu vermeiden. Bayer spielte hingegegen eine konzentrierte und überzeugende Partie und ist damit für das DFB-Pokalspiel gegen den Hamburger SV bestens gerüstet.


  Bayer Leverkusen   SV Dirmingen
12 Lisa Schmitz (TW) 1 Nicole Lellig (TW)
2 Audrey Knopp 3 Barbara Holz
3 Christiane Braun 4 Magalie Canivet
5 Teresa Tüllmann 5 Melanie Klein
6 Teresa Heller 8 Claudia Fetzer
10 Kerstin Stein 9 Janine Ecker
13 Sarah Kremer 10 Sabine Stürmer
15 Vanessa Baudzus 11 Miriam Marx
17 Jacqueline Dünker 15 Christiane Bähr (C)
21 Maren Henseler (C) 17 Susanne Fuchs
27 Lena Steinbach 22 Tanja Schwenk
7 Vanessa Wurth 6 Christina Neis
9 Susi Beer 16 Anna Dickmann
19 Nina Windmüller 23 Julia Schwinn