1. FFC Frankfurt - FC Bayern München 1:0 (0:0)

Lang, lang ists her: etwa drei Monate nach dem letzten Besuch bei der Frauen-Bundesliga ging es nach den Unihockey-Spielen in der Schweiz auf dem Heimweg ans Frankfurter Brentanobad. Die Partie Frankfurt - Bayern München versprach ein Frauenfussball-Leckerbissen zu werden - so verwundert allerhöchstens die schiere Masse von über 3.000 Zuschauern, die in Rödelheim für ein beachtliches Verkehrschaos sorgten.
Die ersten Minuten gehörten den Gästen aus dem Süden, die auch durch Nina Aigner eine zaghafte Chance hatten. Nach dem ersten Sturmlauf verebbte die Partie dann aber immer mehr und fand im Wesentlichen im Mittelfeld des geschundenen Grüns statt. Beide Abwehrreihen schienen sicher, die Taktiken egalisierten sich. Nach etwa einer Viertelstunden wurden die Gastgeberinnen nun mutiger, ein eher schwacher "Warnschuss" von Kerstin Garefrekes in der 26. Minute bedeutete eine Art Initalzündung für die Frankfurter Offensivbemühungen. Der Druck auf das Tor von Birgit Leitner erhöhte sich, die Ansätze von Chancen wurden aber mit erschreckender Harmlosigkeit zunichte gemacht. Dabei wirkte Leitner keineswegs sicher: bei einem Ball in den Strafraum in der 35. Minute wirkte die österreichische Schlussfrau keineswegs sicher und ließ den Ball genau vor die Füße von Garefrekes prallen - diese stolperte den Ball aus wenigen Metern allerdings so schwach in Richtung Tor, dass die liegende Torfrau den Ball zur Ecke klären konnte. Zwar sorgte Meike Weber mit einem Schuss von der Strafraumgrenze nach diesem Standard für eine weitere Gelegenheit - Zählbares gab es aber nicht aus der ersten Halbzeit zu vermelden, zumal auch Nicole Banecki mit einem letztlich harmlosen Schuss in der 39. Minute scheiterte. Für Fussball-Taktiker waren die ersten 45 Minuten sicherlich interessant und ansehnlich, von attraktivem Sport konnte aber selten die Rede sein.
Schnell schien die Marschroute der Mannschaften in den zweiten 45 Minuten klar: die nicht so taktik-affinen Zuschauer, die den ersten Spielabschnitt überlebt hatten, sollten nun gänzlich demotiviert werden, jemals wieder ein Frauenfussballspiel zu besuchen. Frankfurt schaffte es nicht mehr, den Druck auf das gegnerische Tor wenigstens halbwegs aufrecht zu erhalten, den Gästen konnte man dies sowieso nach den ersten Minuten nicht mehr testieren. Es gab durchaus Bemühungen auf dem Feld, so sind auf Frankfurter Seite die kämpferischen Meike Weber, Anna Marciak und Petra Wimbersky zu nennen, doch gerade Wimbersky blieb ohne Fortune und war wohl in der 52. Minute einem erfolgreichen Abschluss noch am nächsten, als ihr Schuss von der linken Angriffsseite zwar weit am Tor vorbeiging, aber nur einen knappen halben Meter neben meinem Notebook einschlug. Bei den Bayern waren Stefanie Mirlach und Nicole Banecki die Aktivposten im Spiel, gerade Banecki wurde aber auch in den entscheidenden Momenten von der Frankfurter Defensive gestoppt. Frankfurt machte aber unter dem Strich den besseren Eindruck, so hätte die eingewechselte Mandy Islacker nach einem Abwehrfehler der Bankstädterinnen in der 78. Minute fast die Partie auf den Kopf gestellt, als sie Nadine Angerer in deren ersten Heimspiel aus kurzer Distanz prüfte. Zwei Minuten später hatten die Frankfurterinnen dann die bis dato beste Chance der Partie, die allerdings eher aus dem Zufall entsprang: eine leicht zu scharf gerietene Flanke der ebenfalls eingewechslten Sarah Günther von der rechten Seite segelte in Richtung Tor - dass eine Bundesliga-Torhüterin wie Birgit Leitner mit dem nicht sonderlich scharfen Ball so massive Probleme hatte, dass sie den Ball mit mehr Glück ans Geschick an die Latte lenken konnte, war ebenso unverständlich wie Sandra Smisek, die freistehend den Ball nicht einzuschieben vermochte. Den verstrauchelten Abschuss konnte Birgit Leitner - die Entscheidung von Schiedsrichterin Marija Kurtes und ihrer Assistentin Moiken Reichert war hier absolut richtig, noch auf der Linie klären und somit ihren Fehler gerade so wiedergutmahcen. Es sollte nicht unerwähnt bleiben, dass Smisek den Fehler lautstark eher bei den Unparteiischen als bei sich suchte. Auch in den letzten zehn Minuten der Partie schien nichts mehr zu passieren, die Partie plätscherte vor sich hin, ohne auch in der Schlussphase für Highlights zu glänzen. So packte ich gerade meine Ausrüstung ein, während doch noch das Unfassbare passierte: an sich war ein Frankfurter Angriff über die linken Seite von der Bayern-Abwehr schon geklärt, die "Roten" setzten nicht genügend nach, so dass Karolin Thomas von der Strafraumgrenze abziehen konnte. Leitner reagierte auf den Flachschuss, der in der rechten Torwartecke einschlug, nicht - ob der Schlussfrau hier die Sicht verdeckt war, konnte ich nicht erkennen.
Mit Thomas Treffer konnte Frankfurt sehr glücklich, aber dem Spielverlauf nach verdient, eine ermüdende Partie der beiden Bundesliga-Spitzenteams noch für sich entscheiden. Taktisch war die "Spitzenpartie" vielleicht auf hohem Niveau, temporeiches Spiel oder Torchancen standen aber an diesem Sonntagmittag nicht auf dem Programm der beiden Mannschaften. Sicherlich, der Algarve-Cup erklärt so manches müde Bein, aber nicht die Ideenlosigkeit und mangelhafte Chancenverwertung. Es bleibt abzuwarten, ob sich der Frauenfussball mit solchen "Spitzenpartien" sich nicht selber eine Grube gräbt, die Eigenschaften des Spiels der Damen mit dem Lederball, die mich im November 2003 erstmalig begeisterten, waren auf jeden Fall am Brentanobad nicht mehr zu attestieren. Noch scheint die Bundesliga und auch die Nationalmannschaft einen großen Kredit zu genießen - Zuschauerzahlen von 3.000 sind in Deutschland für eine Ligapartie nicht bei vielen Sportarten, egal ob bei Männern oder Frauen, realistisch erreichbar. Attraktivere Unterhaltung hätte man an diesem Sonntag aber in vielen anderen Stadien und Sporthallen problemlos erleben können.



  1. FFC Frankfurt   FC Bayern München
1 Nadine Angerer (TW) 16 Birgit Leitner (TW)
2 Gina Lewandowski 2 Stefanie Mirlach
8 Tina Wunderlich (C) 6 Katharina Baunach
9 Birgit Prinz 9 Vanessa Bürki
12 Meike Weber 10 Julia Simic
16 Anna Marciak 13 Melanie Behringer
18 Kerstin Garefrekes 14 Corinna Paukner
20 Petra Wimbersky 18 Nina Aigner
21 Karolin Thomas 20 Ivana Rudelic
25 Saskia Bartusiak 21 Nicole Banecki
28 Sandra Smisek 23 Sandra de Pol (C)
13 Sarah Günther 15 Mandy Islacker
27 Kristina Brenner 22 Sylvie Banecki
    33 Bianca Rech