Schweiz - Deutschland 0:3 (0:2)

Zeit für eine Revanche? Nach der derben 7:0-Niederlage in Koblenz im August 2007 galt es für die Schweizer Frauen-Nationalmannschaft, sich wenigstens teilweise zu rehabilitieren. Wirkliche Chancen konnte man den Eidgenössinnen allerdings nicht zurechnen, zwischen beiden Teams musste man einen deutlichen Klassenunterschied erwarten. Aus deutscher Sicht war sicherlich insbesondere das Spiel aufgrund des letzten Auftrittes von Sandra Smisek mit dem Bundesadler interessant.
Die ersten Minuten gehörten dem Team von Sylvia Neid. Sei es ein Freistoß in der 4. Minute, die freistehende Anja Mittag, die in der 5. Minute freistehend im Strafraum abzog und ihrem Ruf als "Chancentod" wieder alle Ehre machte oder auch eine Szene in der 7. Minute, als die Schweizer Verteidigerin Marina Keller Melanie Behringer im Schweizer Strafraum so anschoss, dass der Ball in hohem Bogen auf die Oberseite der Latte fiel, die Gäste gaben in diesen Minuten den Ton an und schienen auch auf den ersten Treffer mit unbedingtem Willen zu drängen. Das war es dann aber auch mit dem Willen und dem Drang - denn die deutschen Sturmbemühungen wurden immer zögerlicher. Zunächst gab es aber noch Chancen. Zum Beispiel drang Mittag in der 11. Minute über halblinks in den Strafraum ein, wurde am Trikot gezogen, doch entschied sich gegen eine schauspielerische Glanzleistung, die hier sicherlich zumindest einen Strafstoß hätte denkbar erscheinen lassen. Eine Glanzleistung war ihr Pass zu Sandra Smisek dann aber auch nicht - denn dieser verfehlte doch recht deutlich sein Ziel. Und so erstaunte es nicht, dass plötzlich auch mal die Schweizerinnen einen Angriff lancieren konnten: Isabelle Meyer setzte sich in der 15. Minute über die linke Flügelseite durch, die deutsche Abwehr konnte aber parieren. Sylvia Neid ließ nun Kerstin Garefrekes auf den linken Flügel rotieren, Melanie Behringer kam nun zunächst einmal über die rechte. Diese Maßnahme zahlte sich alsbald mit dem ersten Treffer aus: in der 20. Minute wurde Sandra Smisek schön aus dem deutschen Mittelfeld auf halblinks eingesetzt, diese sah, nachdem sie in den Strafraum eingedrungen war, die zentral freistehende Garefrekes, die sicher zum 0:1 verwandeln konnte. Nun folgten erst einmal zehn sehr Mittelfeld-lastige Minuten, bevor Noemy Beney zu einer gelben Karte nach einem Foul gegen Simone Laudehr und die Schweiz zu ihrer bislang besten Chance kam: die deutsche Defensive kontrollierte den Ball, Annike Krahn schob das Spielgerät aber mustergültig in den Lauf von Isabelle Meyer, die mit ihrem schnellen Abschluss nur knapp über das Tor schoss. Zwei Minuten später erhöhte dann Melanie Behringer auf 2:0: mit einem Distanzschuss aus über 20 Metern ließ sie ihrer ehemaligen Freiburger Mannschaftskameradin Marisa Brunner, die für mich die beste Schweizerin an diesem Tag war, keine Chance. Die letzte Chance vor der Halbzeit hatte dann wieder Sandra Smisek, die zwar in der 37. Minute schön von Garefrekes bedient wurde, aber erst freistehend an Marisa Brunner und dann im Nachschuss vor dem leeren Tor an ihren eigenen Fähigkeit und dem Außennetz scheiterte. So blieb es letztlich beim 2:0 für die DFB-Auswahl zur Pause, die trotz der zweifelsfrei vorhandenen totalen Dominanz den letzten Zug zum gegnerischen Tor vermissen ließ.
Die Partie schien also gelaufen - und auch im zweiten Abschnitt konnten die schweizer Spielerinnen der deutschen Mannschaft nur wenig konstruktives entgegensetzen. Die erste Chance des Spieles datiert aus der 64. Minute - und es war bezeichnenderweise die schweizerin Beney, die mit einem Schuss von der Strafraumgrenze Nadine Angerer prüfte. Dier erste deutsche Chance im zweiten Abschnitt hatte die genauso wie Lena Goeßling eingewechselte Isabelle Bachor, die aus kurzer Distanz in halbrechter Position vergab. Bei einem kurz danach folgenden Flachschuss aus zwanzig Metern prüfte Melanie Behringer erneut Brunner - doch dieses Mal hatte die schweizer Nationaltorfrau das bessere Ende für sich. Sandra Smisek schien ihr Abschiedstreffer einfach nicht vergönnt zu sein - und so hatte die zur Einwechslung bereitstehende Martina Müller bereits ihr Trikot ausgezogen, als eine große Karriere doch noch mit einem Treffer endete: Goeßling brachte aus dem Mittelfeld einen langen Ball an die Strafraumgrenze, dieser landete auf Smiseks Kopf, die mit einer schönen Bogenlampe den Ball über Brunner hob und zum 3:0 traf. Kurz danach standen dann die Mitspielerinnen Spalier für die Frankfurter Stürmerin, in der 78. Minute endete die Nationalmannschaftskarriere der Sandra Smisek. Die eingewechselte Müller hatte noch in der 84. Minute die letzte Chance der Partie, doch nachdem die Wolfsburgerin nach einem schönen Spielzug über Goeßling und Mittag in Ballbesitz kam, war Brunner erneut einen kleinen Schritt schneller und vereitelte die Chance.
Unter dem Strich war dieser Sieg absolut ungefährdet und hochverdient - eine Werbung für den Frauenfussball, weder für den schweizer noch für den deutschen, war. Während sich Marisa Brunner und Isabelle Meyer die besten Noten bei den Gastgeberinnen verdienten, stachen bei der deutschen Mannschaft vor allem die agile, wenn auch glücklose Anja Mittag und Melanie Behringer sowie nach ihrer Einwechslung die erfrischende Lena Goeßling heraus. Gerade in der Defensive zeigte Deutschland Schwächen, insbesondere Annike Krahn und Saskia Bartusiaks Leistung war eher ausbaufähig.

Am Ende des Berichts befinden sich Portraits aus der Startaufstellung von allen Spielerinnen.


  Schweiz   Deutschland
1 Marisa Brunner (TW) 1 Nadine Angerer (TW)
2 Franziska Schärer 2 Kerstin Stegemann
4 Rahel Graf 3 Saskia Bartusiak
5 Marina Keller 4 Babett Peter
7 Martina Moser 5 Annike Krahn
8 Prisca Steinegger (C) 7 Melanie Behringer
9 Isabelle Meyer 8 Sandra Smisek
14 Noémie Beney 11 Anja Mittag
15 Carolin Abbé 14 Simone Laudehr
18 Desiree Grundbacher 17 Ariane Hingst (C)
19 Ramona Bachmann 18 Kerstin Garefrekes
14 Noémie Beney 16 Martina Müller
16 Nicole Schäpper 25 Isabell Bachor
    29 Lena Goeßling