Fortuna Köln - FFC Brauweiler 2:4 (0:2)

Die wichtigen Weichen waren für die Gäste aus Brauweiler bereits gestellt, als sie am 1. Mai 2009 bei Fortuna Köln auf dem - nebenbei sehr weitläufigen - Nebenplatz des Südstadions antraten: der Aufstieg in die 2. Bundesliga war genauso eingesackt wie der Übergang zum 1. FC Köln - man konnte sich also in der restlichen Saison darauf "beschränken", mit schönem Fussball den einen oder anderen Sieg einzufahren. Bei schönstem Fussballwetter verirrten sich auch etwa 100 Zuschauer auf den Platz - wenn man die Fliegen mitzählte, die über dem Rasen schwebten, wäre sogar der Zuschauerrekord aus Frankfurt in Gefahr gewesen.
Die Partie begann in der 2. Minute mit einer derben Fehlentscheidung, die allerdings erstaunlicherweise zu überhaupt keinen Diskussionen führte: Janine Grewe stürmte für Brauweiler über die rechte Seite und schoss den Ball an die Unterkante der Latte - von dort tropfte (aus meiner Perspektive auf Höhe der Torlinie deutlich erkennbar) deutlich hinter der Grundlinie auf den Rasen und drehte sich von dort wieder ins Spielfeld zurück. Kein Vorwurf an Schiedsrichter Martin Parkop in dieser Situation - allerdings an Assistent Martin Tietze, der hier deutlich zu langsam war. Zwei Minuten später gab Michelle Fischer auf der anderen Seite per Freistoß einen Warnschuss auf Marina Hergenröther ab, diese parierte aber sicher. Die Partie begann somit deutlich munter, die Gäste übernahmen dann aber immer mehr die Spielkontrolle, Fortunas Abwehr schien hingegen überfordert. So gingen die Pulheimerinnen auch nach neun Minuten in Führung: zunächst wurde Bilgin Defterli zentral schön freigespielt, ihr erster Versuch scheiterte allerdings an Lisa Brennner im Fortuna-Tor. Diese bekam aber nur ihren Fuss und nicht ihre Hand auf den Ball, Defterli spitzelte diesen regelgerecht weg und schob in das verwaiste Tor zur Führung ein. Schon in dieser frühen Phase musste man mit einer deutlichen Niederlage der Fortuna rechnen, die Partie zeigte über weite Strecken der ersten Halbzeit einen deutlichen Klassenunterschied zwischen den Wettbewerbern. Lediglich die Chancenverwertung des rot-weiß gekleideten Gastes waren absolut mangelhaft - auch wenn insbesondere Defterli immer wieder Chancen hatte, machte es der FFC Lisa Brenner zu leicht, die Versuche zu entschärfen. So vergaben Defterli und Brauweilers Kapitän Anne Lenz sowohl in der 17. als auch in der 21. Minute beste Gelegenheiten, auch in der 28. Minute konnte Defterli nach einem kapitalen Fehler von Julia Molitor freistehend nur das Ballnetz hinter dem Tor prüfen. In der 30. Minute sorgte Brauweiler dann aber mit einem Traumtor für das 0:2: Defterli legte auf halb-rechter Position den Ball auf Janine Grewe auf der Außenbahn ab, deren Flanke erreichte Julia Pfannschmidt, die das Spielgerät nur noch über die Linie schieben musste. Die bereits gelb-verwarnte Grew sorgte auch in der 41. Minute für einen Aufreger, als sie in einem Zweikampf ihre Gegenspieler verletzte - allerdings muss man hier auch dem Schiedsrichtergespann eine gehörige Mitschuld geben: Grewe stand hier deutlich im Abseits, der Pfiff, der den Zusammenprall verhindert hätte, kam viel zu spät. In der 42. Minute traf Defterli nur den Pfosten. Im Prinzip hätte Brauweiler mit dieser Führung zufrieden sein müssen, doch in der Nachspielzeit schwächten sich die deutlich überlegenen Gäste selber: nach einem langen Ball prallten Grewe und Brenner im Strafraum zusammen - auch wenn dies auf keinen Fall ein verwarnungswürdiges Vergehen war, war es schon verdammt dämlich von der Brauweiler Spielerin, bei diesem Stand und Spielverlauf solchen Körpereinsatz zu zeigen. Diesen zeigte sie dann den Rest der Partie nicht mehr, denn Parkop zog gelb-rot und sorgte damit bis auf eine weitere vergebene Chance von Defterli für die letzte Szene der ersten Halbzeit und Diskussionen in der Pause.
Brauweiler hatte ganz offenbar die Pause nicht genutzt, um sich defensiv auf die nun dezimierte Mannschaftsstärke einzustellen, Fortuna hatte plötzlich Chancen und schien in dieser Phase der Partie auch zu leicht durch die Brauweiler Defensivreihen gehen zu können. Der Anschlusstreffer fiel allerdings nach einem Standard: nach einer Ecke von der rechten Seite in der 47. Minute stand Arza Karabulut völlig frei und köpfte den Ball über die Linie. Zwar hatte Brauweiler weiterhin mehr Ballbesitz, Fortuna war aber die gefährlichere Mannschaft - und Jospina Bokanovic hätte in der 58. Minute freistehend vor Hergenröther den Ausgleich erzielen müssen. Dieser fiel aber dann fünf Minuten später - erneut war Karabulut beteiligt: die mit Parya Assassi zusammen unermüdlich kämpfende Spielerin leitete einen Angriff über den linken Flügel ein, der zentral zum 2:2 abgeschlossen wurde. Danach gab es weniger Chancen auf beiden Seiten, die Spielerinnen schienen auch aufgrund der Sonne erschöpft, so dass man mit einem ausgeglichenen Ergebnis nach 90 Minuten rechnen musste. Doch in den letzten zehn Minuten kam Brauweiler wieder auf, Fortuna ging nach diesem Kampf die Puste einfach immer mehr aus. Den ersten Warnschuss feuerte Defterli ab, die in der 82. wunderschön mit einem langen Ball von Frauke Renner in den Strafraum geschickt wurde. Erneut war die Chancenverwertung mangelhaft. Zwei Minuten später machte es die türkische Nationalspielerin aber besser: Nicole Bender konterte auf der rechten Seite, spielte den Ball auf die zentral stehende Defterli, die endlich auch den Ball über die Linie brachte. Den Schlusspunkt durfte dann wie so oft Laura Lex setzen: in der ersten Minute der Nachspielzeit eingewechselt, wurde Lex nach einem Angriff von Bender, die frei vor Brenner den Ball in die Mitte legte, mustergültig angespielt. Sie hatte alle Zeit, den Ball zum vierten Treffer einzuschieben.
Letztlich tat sich Brauweiler viel zu schwer für diese Aufgabe und wäre sogar noch fast für die schlechte Chancenverwertung bitter bestraft worden. Fortuna Köln zeigte einen starken Kampf, unter dem Strich fehlte es aber auch an der Klasse in der Breite und der Puste für die letzten zehn Minuten, um gegen den Nachbarn die Überraschung zu schaffen.



  FFC Brauweiler   Fortuna Köln
1 Marina Hergenröther (TW) 1 Lisa Brenner (TW)
2 Jeanette Blöhmen 3 Julia Molitor
7 Janine Grewe 5 Fiona Melormick
8 Anne-Katrin Lenz (C) 6 Miriam Eicke (C)
9 Frauke Renner 7 Jospina Bokanovic
10 Nicole Bender 8 Michelle Fischer
12 Romina Frommont 9 Parya Assassi
17 Bilgin Defterli 10 Miriam Hellenbach
18 Julia Pfannschmidt 11 Arza Karabulut
20 Carmen Wolter 12 Clara Thalheim
23 Paula Balzer 14 Rannva Poulsen