USA - Deutschland 4:0 (2:0)

Nachdem Petrus ein Einsehen hatte und die angekündigten Gewitter ausblieben, war am 22. Mai 2010 im wunderschönen Stadion der Browns in Cleveland ein geradezu perfekter Rahmen für ein Frauenfussball-Fest zum Saisonabschluss des deutschen Frauenfussballs gelegt: die Mannschaft der USA empfing die DFB-Auswahl, die aufgrund der Champions League-Finalspiele ohne Potsdamer Spielerinnen den Weg nach Ohio angetreten hatte.
Das Spiel begann durchaus munter, Simone Laudehr hatte in der 14. Minute dann auch die erste nennenswerte Torgelegenheit, wurde aber in der gegnerischen Defensive geblockt. Kurz darauf folgten auch die ersten Gelegenheiten durch Abby Wambach und Shannon Boxx auf der anderen Seite des Spielfeldes, bei denen Nadine Angerer souverän Herr der Lage blieb. Auf Ansätze von Inka Grings und Heather O'Reilly folgte in der 26. Minute die erste gute Parade von Hope Solo, die von Kerstin Garefrekes von der Strafraumgrenze geprüft wurde. Auch wenn die Amerikanerinnen immer mehr ein Übergewicht an Spritzigkeit und Feldanteilen an den Tag legten, sah es bisher noch nach einem Spiel halbwegs auf Augenhöhe aus. Die Partie kippte dann aber in der 29. Minute, als Saskia Bartusiak mit Wambach zu viele Probleme im Strafraum hatte und die Stürmerin zu Fall kam (eine aus meiner Perspektive schwer zu beurteilende Situation), die Gefoulte trat den fälligen Strafstoß selber und schob das Spielgerät exakt neben dem Pfosten zum 1:0 für die USA ein. Auf einmal klappte fast gar nichts mehr im deutschen Team, gerade der Defensiv-Verband zeigte zunehmend Schwächen, so dass kurz nach dem ersten Treffer Boxx Angerer zu einer Glanzparade zwang und bei der nachfolgenden Ecke Wambach per Kopf zwar ebenfalls scheiterte, aber schon geradezu für eine Stürmerin traumhaft ungedeckt im Strafraum agieren konnte. Auch drei Minuten nach dieser Szene, in der 35. Minute, fand die deutsche Abwehr gegen einen Kopfball von Wambach kein Mittel - der Ball, der von Nadine Angerer nur abgeklatscht werden konnte, landete genau vor Heather O'Reilly, die aus nur wenigen Metern sicher ins leere Tor einschieben konnte. Eine deutsche Spielerin konnte dann doch noch in der ersten Halbzeit in irgendeiner Form Akzente setzen - Birgit Prinz tat sich gegen die zugegebenermaßen nicht wirklich souveräne Unparteiische Margaret Domka (USA) als lautstarke Ballwegtreterin hervor und durfte sich somit in der 42. Minute geradezu eine gelbe Karte erbettelte - immerhin konnte man dies noch irgendwie als ein Zeichen von Leidenschaft interpretieren, während andere Akteurinnen scheinbar schon mit den Gedanken in der Sommerpause waren.
Nachdem die erste Viertelstunde des zweiten Abschnitts zunächst außer einer schönen Parade von Solo nach einem deutschen Angriff über links (58.) und einem Schuss von Grings, der knapp am langen Pfosten vorbeistrich (60.) einbrachte, übernahmen die Amerikanerinnen wieder die Kontrolle über das Spielgeschehen - und über die Torschützenliste: Abby Wambach setzte sich in der 62. Minute über die linke Angriffsseite durch und konnte auf Kristine Lilly ablegen, die zum einen souverän ins lange Eck einschob und zum anderen die Frage aufwarf, wo in diesem Moment die deutsche Innenverteidigung Krahn-Bartusiak wohl zu suchen war. Eine Minute später versuchte sich dann Linda Bresonik in einem Zweikampf mit Abby Wambach, die von Lori Lindsey wunderschön in Szene gesetzt wurde - die Duisburgerin scheiterte aber mit diesem Unterfangen kläglich, der Ball hingegen fand seinen Weg zum vierten Mal an Angerer vorbei ins deutsche Tornetz. In Folge gab es noch Chancen auf beiden Seiten, dabei zeichneten sich vor allem die Torhüterinnen aus. Solo hielt unter anderem stark gegen den einzig nennenswerten Abschluss einer blassen Birgit Prinz (68.) und bei einem Schuss der eingewechselten Alexandra Popp nach einem schönen Grings-Solo (87.), au fder anderen Seite entschärfte Nadine Angerer noch ein paar Gelegenheiten und konnte sich somit - trotz ein paar nicht vollends souverän wirkenden Situationen bei langen Bällen - wohl noch als beste deutsche Spielerinnen bezeichnen.
Unter dem Strich wurden die Deutschen aber auf bitterste Art und Weise von den fitteren und spritzigeren Amerikanerinnen, angeführt von einer überragenden Wambach und einer starken Solo, aus dem Stadion geschossen und gingen praktisch im direkt neben dem Stadion gelegenen Eriesee baden. Den mitgereisten deutschen Fans gegenüber war es nur menschlich schwer zu erklären, wie sehr manche Spielerin hinter ihren Möglichkeiten bleib - Silvia Neid schien hingegen bei ihrer Kritik an der angeblich viel zu langen Bundesligasaison es schon geradezu Recht gewesen zu sein, derart in Cleveland - aufgrund der Anstoßzeit wohl ohne große Öffentlichkeit - diesen Dämpfer erhalten zu haben.



22. Mai 2010, Cleveland, Ohio, Länderspiel USA - Deutschland. Das Spiel ist vorbei. Mein Spiel vorerst auch. Was am 8.11.2003 mit der Partie SG Staufenberg gegen Rot-Weiß Stöckey in der Bezirksliga Braunschweig begann und nur acht Tage später, am 16. November 2003, erstmals auch den Weg in die Bundesliga fand, soll nun erstmal pausieren. Frauenfussball-Foto.de ist nicht tot, aber es ruht zunächst auf unbestimmte Zeit.

Sechseinhalb Jahre lang habe ich also den Sport begleitet, ich habe ihm viel zu verdanken - so wie er mir, denke ich sagen zu dürfen, auch viel zu verdanken hat. Ich habe viel Zeit und Herz in den Frauenfussball gesteckt, an ihn geglaubt, ihn verteidigt. Leider finde ich momentan keine Motivation mehr, in den Sport zu investieren. Deswegen habe ich das Länderspiel in Cleveland ausgesucht, um erstmal "Auf Wiedersehen" zu sagen - aber natürlich auch Dankeschön für all die wunderbaren Momente und Kontakte, die mir der Sport geschenkt hat.
Es gibt viele Auslöser für diesen Schritt, letztlich sehe ich einfach nicht, dass sich der Sport in die Richtung entwickelt, die er verdient hätte. Gebetsmühlenartig habe ich - es wird Euch allen auf die Nerven gehen - "gepredigt", dass dieser Sport eine Millionen Aktive hat und gemessen daran im Tagesgeschäft immer noch viel zu amateurhaft agiert, agieren muss. In der Nationalmannschaft ist vieles schon zwei Schritte weiter und es war ein wunderbares Geschenk, dass ich am 15. Mai beim ersten eigenen DFB-Pokalfinale der Frauen am Spielfeldrand sein durfte. Gerade dieses Event hat mir viel Hoffnung gemacht, dass in diesem Sport noch so vieles möglich ist - aber im Tagesgsgeschäft Bundesliga, in denen die Vereine letztlich in der Saison 2010/11 einen ruinösen Spielplan mittragen, findet sich leider noch sehr viel Schatten am Himmel eines Sports, der mir sehr viel Spaß gemacht hat. Ich hoffe, dass die Vereine irgendwann stark genug sind, ihre Interessen durchzusetzen und auch vielleicht ausnahmsweise mit einer Stimme reden - wer auf den Verband schimpft, hat zwar eventuell hier und da nicht Unrecht, vergisst aber die eigene Schwäche, die entsprechende Entscheidungen erst ermöglicht.
Ich möchte die Gelegenheit nutzen, einfach einmal öffentlich Danke zu sagen. Als erstes fallen mir Sonja Fuss und ihre Schwester Judith ein, die nicht nur Frauenfussball-Foto.de begleitet haben, sondern mir auch privat als sehr wertgeschätzte Freunde zur Seite stehen. Der Verein, mit dem diese Seite letztlich wohl am meisten verbunden ist, war der FFC Brauweiler bzw. die heutige Frauenfussball-Abteilung des 1. FC Köln - es war faszinierend zu sehen, wie schnell und gut die Menschen am Geißbockheim die "Neuen" angenommen und liebgewonnen haben - umso mehr schmerzt es mich aber auch, dass diese Mannschaft das letztlich schon ab einem relativ frühen Zeitpunkt der Saison nicht mehr zurückzahlen konnte. Ich danke aber auch ausdrücklich dem FCR Duisburg, auch wenn ich dort bereits im April 2009 die Entscheidung getroffen habe, nicht mehr ins pcc-Stadion zu fahren. Gerade aber mit diesem Verein denke ich an wundervolle Erlebnisse zurück wie Simone Laudehrs Aufstieg vor der WM 2007 in China - ich habe es immer als großes Geschenk betrachtet, "Simon" als kleiner Beobachter auf diesem Weg begleiten zu dürfen. Die unzähligen Hallenpokale in Bonn waren natürlich genauso Highlights wie die diversen Länderspiele: Zu guter Letzt muss ein Name noch fallen, auch wenn ihre Frauenfussball-Karriere ansonsten wohl eher nicht in allzu vielen Chroniken Erwähnung findet: eine bis heute sehr geschätzte Komilitonin, Dunja Fuge, war es, die mich auf die Idee gebracht hat, mal auf den Fussballplätzen dieser Welt nach der weiblichen Fraktion zu schauen - es war eine fantastische Zeit, danke!
Mit Sport-live.net geht es weiter - mehrheitlich wird sicherlich Floorball unter unihockey-pics.de auf dem Programm stehen. Ich würde mich natürlich umso mehr freuen, den einen oder anderen Frauenfussball-Fan weiterhin hier auf der Seite begrüßen zu dürfen und hoffe, ihr habt dann auch Freude an dem Sport, den ich wohl einfach liebe. Ob eine andere Sportart hinzukommen wird, steht genausowenig fest wie wann ich mich wieder an den grünen Rasen setzen werde. Ich freue mich auf diesen "Tag X".
Wer bis hierhin meine Worte gelesen hat, der wird vielleicht eines vermissen: natürlich danke ich auch Dir, der Du meine Seite als Besucher begleitet hast. Ein Schnitt von 800 Besuchern in der letzten Saison pro Tag und knapp 1000 Besuchern in den ersten Monaten dieses Jahres waren und sind verdammt viel Ansporn, viel Zeit und eine Menge Geld in dieses kleine, verrückte Internetprojekt zu stecken, was im April 2002 bei einem Unihockey-/Floorball-Vierländerturnier in Ilsenburg am Harz geboren wurde und hoffentlich noch lange ein wichtiger Teil meines Lebens sein wird.

Ich drücke dem Frauenfussball, gerade in dieser spannenden Zeit mit U20-WM 2010 und Damen-WM 2011, von Herzen meine Daumen.

Bis bald,
Euer Florian


  Deutschland   USA
1 Nadine Angerer (TW) 1 Hope Solo (TW)
3 Saskia Bartusiak 2 Heather Mitts
5 Annike Krahn 5 Lori Lindsey
6 Simone Laudehr 6 Amy LePeilbet
7 Melanie Behringer 7 Shannon Boxx (C)
8 Inka Grings 8 Amy Rodriguez
9 Birgit Prinz (C) 9 Heather O´Reilly
10 Linda Bresonik 13 Kristine Lilly
15 Sonja Fuss 14 Stephanie Cox
17 Ariane Hingst 20 Abby Wambach
18 Kerstin Garefrekes 26 Rachel Buehler
13 Celia Okoyino da Mbabi 11 Megan Rapinoe
14 Kim Kulig 12 Yael Averbuch
23 Navina Omilade 16 Ali Krieger
27 Alexandra Popp 21 Alex Morgan