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Neues Jahr, neue Sportart: nachdem ich die Fussgänger-Korbjäger und -jägerinnen bereits vor der Linse hatte, stand am
5.1.2008 zum ersten Mal auch die Rollstuhl-Variante des Sports auf dem Programm - damit war die Partie zwischen dem ASV Bonn
und dem RSC Osnabrück auch gleichzeitig mein erster Besuch beim Behindertensport mit Sport-live.net. In der Bundesliga-Tabelle
traf der viertplatzierte Bonn auf den sechsten und damit drittletzten aus dem südlichen Niedersachsen. Während Bonn aber punktemäßig
noch durchaus Kontakt zu den Spitzenteams Lahn-Dill, Zwickau und Frankfurt hatte, musste sich das Team von Bundestrainer
Frits Wiegmann eher nach unten orientieren.
Das erste Viertel begann recht zerfahren und nervös, letztlich konnte sich Bonn einen Punkt Vorsprung nach zehn Minuten erarbeiten, was auch dem
Spielverlauf entsprach. Im zweiten Viertel schien dann aber das Spiel nach Erwartung verlaufen: Bonn übernahm immer mehr die Kontrolle, Osnabrück
scheiterte häufiger mit seinen Angriffsversuchen - unter dem Strich ging der Spielabschnitt mit acht Punkten Vorsprung an die Gastgeber, so dass beide Teams
mit einem Zwischenstand von 31:22 in die Halbzeitpause gingen.
Das dritte Viertel glich dann lange Zeit einem sportlichen Desaster für die Bonner. Nach vier Minuten hatte Osnabrück auf 31:28 verkürzt, nach sechseinhalb Minuten
brachte Brian Roberts sein Team sogar erstmalig mit 34:33 in Führung. Bis dahin hatten die Gäste also eine Viertelbilanz von 12:2 Punkten erarbeitet. Bonn agierte schwach und nervös
im Abschluss, wohingegen Osnabrück sich auf die Defense der Bonner besser eingestellt hatte und auch effektiver zum Abschluss kam. Nach einem unsportlichen Foul von Bonns
Alexander von Reth gingen die Niedersachsen sogar mit vier Punkten in Führung, ehe Volker Frings für Bonn mit der Schlusssirene doch gerade so die Punkte drei und vier im dritten Abschnitt
erzielen konnte.
Auch zu Beginn des Schlussabschnitts hielt Osnabrück die knappe Führung, bis es zur vielleicht vorentscheidenden Szene der Partie kam. Zunächst gaben die Schiedsrichter ein Foul gegen einen Osnabrücker
Spieler, was mir als Laien im Vergleich zu anderen Situationen genauso zweifelhaft erschien wie das zusätzliche technische Foul, welches die Schiedsrichter für das anschließende Reklamieren gaben - in anderen vergleichbaren
Situationen in der Partie nahmen die Unparteiischen die Beschwerden der Spieler hin. Frings brachte im anschließenden Angriff sein Team mit 46:45 in Führung und als es danach noch einmal in einem weiteren Anflug kurzzeitig
überzogener Konsequenz zwei Fouls gegen die Gäste gab, war die Partie zugunsten der Bonner gekippt. Letztlich spielten die routinierten Bonner die Partie nun nach Hause und gewannen unter dem Strich
auch verdient mit 60:55 - ein Sieg mit einem faden Beigeschmack, da die Schiedsrichterentscheidungen in dieser engen Partie, wie man es auch öfters
beim "Fussgänger-Basketball" sieht, ein zu hohes Gewicht haben.
Als Fazit kann man ziehen, dass Rollstuhlbasketball durchaus faszinierende Elemente hat. Gerade der geschickte, wendige Umgang mit den Rollstühlen ist durchaus attraktiv. Allerdings besteht
ein großer Teil der Abwehrarbeit darin, die Fahrtwege des Gegners zu blockieren, das auch oft weit fernab des Ballgeschehens. Dabei ist der Übergang von erlaubtem Blocken zum Foul
am Anfang nur schwer nachvollziehbar. Die gewisse Freiheit, einen Zusammenstoß als Offensiv- oder als Defensivfoul zu ahnden, hat der Sport zudem leider von
seiner "Fussgänger-Variante" übernommen. Durch die große Fläche, die ein Rollstuhl auf dem Spielfeld einnimmt,
erschien das "normale" Basketballfeld, auf dem der Sport ausgetragen wird, für mich als Laien sehr oft etwas schmal - Dreipunktewürfe von der Seite wären schon rein aus Platzgründen
schwer durchführbar. Nicht destotrotz war die Partie durch die Spannung, die im dritten und vierten Viertel aufkam, durchaus attraktiv.
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