SSF Dragons Bonn - UHC Sparkasse Weißenfels 1:8 (1:5, 0:0, 0:3)

Ganz Unihockey-Bonn fieberte dem 28. Februar 2009 entgegen: im Viertelfinale des DUB-Pokals kam es zum Duell der beiden Deutschen Meister - der Kleinfeld-Meister aus Bonn empfing die Großfeld-Dominatoren aus Weißenfels. Die Favoritenrolle lag dabei klar beim Gast, man musste an sich mit einer hohen zweistelligen Niederlage der Dragons in eigener Halle rechnen. Trotzdem fanden sich schon eine knappe Stunde vor der Partie ein Großteil der letztlich 150 Zuschauern im Sportpark Nord ein - die Perspektive, Unihockey auf höchstem nationalen Niveau zu erleben, mobilisierte einen durchaus beträchtlichen und insbesondere lautstarken Teil des nordrhein-westfälischen Unihockey-Anhangs.
Bonn verkaufte sich von Beginn an verdammt teuer - so war es auch die Mannschaft der Dragons, die die erste Chance der Partie hatte: nach 34 Sekunden hatten die Zuschauer den Torschrei schon auf den Lippen, als Kapitän Jan Patocka mit einem Konter nur sehr knapp an Armando Crottogini scheiterte. In den ersten Minuten sah es nahezu nach einer ausgeglichenen Partie aus, danach übernahmen die Gäste aber immer mehr die Spielkontrolle. Als Thomas Finaske mit einem Schuss aus der Halbdistanz ins lange Eck zum ersten Mal Markus Tölzer im Bonner Tor überwand, schien die Partie seinen erwarten Gang zu nehmen. Philipp Wolff erhöhte in der 6. Minute mit einem mittigen Flachschuss auf 2:0 für die Gäste, wie beim ersten Tor machte Tölzer hier - zumindest für eine Partie auf diesem Niveau - nicht die beste Figur. Man merkte den Gästen an, dass sie sich erst an das Tempo und die Bundesliga-Spielweise der Gegner gewöhnen mussten, so dass Weißenfels gegen die engagierten Gastgeber letztlich immer wieder zu Chancen kam. Beim 3:0 durch Paavo Haimila überwand Tölzer mit einem Trick im kurzen Eck (11.). Bonn kämpfte engagiert und sorgte keineswegs dafür, dass die Zuschauer ob des Zwischenstands nach gut zehn Minuten enttäuscht waren - daran änderte auch nicht, dass Weißenfels mit einem Doppelschlag in der 18. Minute noch auf 5:0 erhöhte (Tore: Robert Blanke, Johannes Tauchlitz). Umso mehr brandete dann die Stimmung im Sportpark Nord in der 19. Minute auf: Simon Kandziora schickte Antti Wolk auf die Konter-Reise, der ehemalige Kölner ließ Armando Crottogini keine Chance und sorgte für den umjubelten und auch letztlich verdienten Ehrentreffer. Mit diesem Stand ging es auch in die Pause.
Im zweiten Drittel zeigte sich Bonn deutlich verbessert. Die Defensive stand gut - zwar hatte Weißenfels einen gefühlten Ballbesitz von 70 bis 80 Prozent, es gab aber relativ viele Abschlüsse, bei denen Tölzer sich nun auch deutlich verbessert zeigte. Selbst bei zwei Zeitstrafen, Evgenij Kuznecov musste dabei mit einem Abstandsvergehen in der 22. Minute genauso wie Mathis Janesch für einen Wechselfehler in der 30. Minute für verhältnismäßig "dämliche" Strafen auf die Strafbank. Letztlich hatten die Gastgeber gerade in der Schlussphase auch das nötige Glück, dass kein Gegentor im zweiten Drittel fiel - somit blieb es nach einem sensationellen torlosen Drittel beim Zwischenstand vom 5:1 für die Gäste.
Auch im dritten Drittel spielte der Deutsche Kleinfeldmeister sehr respektabel. Zwar baute Weißenfels zunächst die Führungsposition weiter aus und ging früh durch Tore von Sebastian Bernieck (43., Schuss aus dem Halbfeld), Wolff (46., freistehend im Slot) und einen schönen Rückhandtreffer von Martin Blanke in der 49. Minute mit 8:1 in Führung, bei diesen drei Gegentoren blieb es dann aber - nicht nur, weil Weißenfels das Tempo etwas verringerte, sondern auch, weil die Bonner keineswegs einbrachen, sondern sogar gegen Ende der Partie noch fast zu einem zweiten Treffer gekommen wären.
Letztlich zog Weißenfels natürlich erwartet sicher in das Final Four in Leipzig ein, Bonn erwies sich aber als unerwartet starker Gegner und spielte für einen Regionalligisten eine sensationelle Partie - dass Bonn nicht nur eine zweistellige Niederlage abwenden, sondern auch ein ausgeglichenes zweites Drittel spielen konnte, war mehr als respektabel, so dass auch die heimischen Zuschauer stolz auf ihre Mannschaft sein konnten.



  SSF Bonn   UHC Weißenfels
74 Markus Tölzer (TW) 69 Armando Crottogini (TW)
1 Anke Vietmeyer (TW) 4 Johannes Tauchlitz
10 Jochen Hahnen 8 Phillip Wolff
11 Simon Kandziora 10 Christian Eisel
13 Torsten Macht 12 Aki Koskinen
17 Hannes Seelhofer 14 Robert Blanke (C)
19 Antti Wolk 21 Paavo Haimila
20 Jan Patocka (C) 26 Tim Böttcher
25 Mario Mittermüller 27 Martin Blanke
26 Peter Hahnen 33 Sebastian Bernieck
27 Mathis Janesch 82 Thomas Finaske
28 Henrik Würdemann    
44 Evgenij Kuznecov    
72 Ingo Furch