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Aus deutscher Sicht war sicherlich das Finale der Damen das Highlight an dem Cupfinaltag in Bern-Wankdorf: Beim Duell des UHC Dietlikons und den Red Ants
Rychenberg standen "as usual" mit Sandra Dirksen und Katja Timmel zwei Eckpfeiler der deutschen Nationalmannschaft im Kader, die gegen den gelb-blauen Kantonsrivalen
sich auch gleich in der Startformation wiederfanden.
Die ersten Minuten begannen mit dem "klassischen Abtasten und sich gegenseitig beschnuppern, große Gelegenheit, sich auszuzeichnen, hatten zunächst weder Irene Tschümperlin noch Laura Tomatis auf den
Torhüterpositionen. Die erste gute Chance der Partie hatten dann die Red Ants, als Andrea Hofstetter in der 9. Minute einen Freischlag des UHCD abfing und einen Konter über Suter einleitete - diese scheiterte aber freistehend
vor Tomatis - eine symptomatische Situation für das Spiel in dieser Phase: Dietlikon mochte vielleicht leichte Ball- und Feldüberlegenheit gehabt haben, Torgefahr ging aber deutlich überwiegend vom Ameisenhaufen aus, die unter anderem
ein paar sehenswerte Konter lancieren konnnten. In der 12. Minuten brach dann auch der Tore-Bann: ausgerechnet Sandra Dirksen stand nach einem Pass von Daniela Stettler frei im Slot und überwand Tomatis zum 1:0. Nun folgte vor allem ein Strafzeitenfestival,
bei denen die Liechtensteiner Schiedsrichter Franklin Fust und Peter Kunz leider - wie in der gesamten Partie - keine glückliche Figur machten. In der 13. Minute ging Alexandra Frick für ein Handspiel auf die Strafbank, das Überzahlspiel
der gelb-blauen war allerdings nicht allzu zwingend, vielmehr lancierte Julia Suter nach einem schönen Auswurf von Tschümperlin einen Konter auf der linken Seite und wurde von Simone Berner
sehr unsanft in die Bande geschickt - die Schiedsrichter schickten dafür Berner absolut zurecht auf die Strafbank. Doch auch das nun etwa anderthalb Minuten dauernde Überzahlspiel der Winterthurinnen war nicht gerade
cupsiegverdächtig, vielmehr handelte sich Andrea Eberle kurz vor Ablauf Berners Strafe zwei Minuten für Bodenspiel ein - was allerdings aus meiner Perspektive eine klare Fehlentscheidung zu sein schien, da Eberle erst deutlich nachdem sie einen
Pass der Dietlikonerinnen unterband, mit beiden Knien den Spielbelag berührte. Den ersten Teil der Strafe überstanden die Rychenbergerinnen aber sicher, so dass es mit einem 1:0 in die Pause ging - lediglich die mangelnde Chancenverwertung
und der manchmal zu geringe Zug zum Tor verhinderte ein verdiente höhere Führung.
Aufgrund der restlichen Strafe von Eberle begann der UHC Dietlikon in Überzahl. Cornelia Scott bediente nach 32 Sekunden mustergültig Eliisa Alanko am langen Pfosten, Dietlikon hatte die Partie wieder ausgeglichen. Tore fielen im zweiten Drittel
keine, auch wenn die Red Ants die überlegene Mannschaft waren und auch aus einer Strafzeit gegen Sara Schäfer, die in der 37. Minute Eberle in die Bande stieß, kein Kapital schlugen. Manchmal schien es so, als würden die Red Ants fast zu sehr laufen und kämpfen, anstatt
sich auf die eine oder andere spielerische Tugend zu besinnen. So stand es nach 40 Minuten 1:1 - ein eher hochcharmantes Ergebnis für die Mannschaft von Marco Moser.
Nach vierzig Minuten war also eine Entscheidung noch fern - und sicherlich hatte Dietlikons Stammfotograf Claudio Schwarz nicht unrecht, wenn er an die berühmten fünf Minuten einer (fast) jeden Dietlikon-Partie
erinnerte, die das Spiel gegen den Serienmeister für jeden Gegner zur Hölle machen können. Die Hölle begann allerdings erst einmal für die Ants in Person von Stettler, die nach 29 Sekunden das dritte Drittel
mit einem unhaltbaren Schuss... an das Lattenkreuz eröffnete. Auch in der 44. Minute wäre Laura Tomatis chancenlos gewesen, als aus einer undurchsichtigen Situation der Ball nur wenige
Zentimeter am langen Pfosten vorbeitrudelte - in Folge erarbeitete sich aber Dietlikon den Ball, letzte sich hinter dem gegnerischen Tor fest und bediente in Person von Alanko Nathalie Stadelmann, die im Slot ihre Mannschaft
in Führung brachte. In der 46. Minute gab es einen Liechtensteiner Reiseauftrag an Silvana Nötzli, die nach einer fairen Aktion an der Bande für zwei Minuten einen Sitzplatz am Spielsekretariat zugesprochen bekam. Violetta Vögeli nutzte diese Überzahl, als sie nach einem
langen Bernerpass zu Schäfer über die Außenposition im Slot bedient wurde. Die zweifelhaften Entscheidungen der Schiedsrichter mehrten sich jetzt zu sehr: in der 51. Minute lancierte Dirksen aus kurzer Distanz mit dem Rücken zum Tor stehend einen Pfostenschuss, wurde beim Schuss aber massiv von der gegnerischen Verteidigung
gestoßen, so dass der Abschluss nicht platziert war - hier hätte es Penalty geben müssen. Auch Dietlikons viertes Tor fiel nach einer Fehlentscheidung: Dietlikon spielte geschickt auf Zeit und sperrte über Sekunden den Ball gegen die Bande ein - statt aber die ballführende Spielerin zu ermahnen, wurden nur die
Red Ants ermahnt und bekamen schlussendlich auch einen Freischlag gegen sich ausgesprochen - nach wenigen Positionen folgte ein langer Ball in den Torraum von Tschümperlin, der unglücklich von Eberle ins eigene Tor abgefälscht wurde (52.). Doch noch fünfzig Sekunden nach diesem Eigentor
ließ Suter wieder die Winterthurer Hoffnungen aufkeimen, als sie einen Sonntagsschuss knapp unterhalb der Latte einschlagen ließ (53.). Die Partie wurde nun richtig heiss, was leider kurz nach Suters Treffer in der größten Fehlentscheidung der Partie mündete: ein Schuss der Ants sprang deutlich vom Fangnetz wieder zurück ins Feld, doch
die Schiedsrichter erkannten diesen Treffer nicht an. In der 57. Minute gab es dann einen Penalty für die Red Ants - auch hier waren die Proteste von Dietlikon durchaus nachvollziehbar, ein entscheidendes Schutzraumvergehen war in einer Zwei- oder eher Vielkampfsituation vor dem Tor von Tomatis nicht wirklich zu erkennen. Nötzli lief gegen Tomatis an
und entschied sich für einen frühen Schuss, womit sie allerdings an der Nationaltorhüterin scheiterte. So lief die Partie wie jede andere Unihockeypartie: Dietlikon versuchte Zeit zu gewinnen, die Red Ants liefen einen wahren Sturmlauf und spielten in den letzten drei Minuten nach einem Time Out mit sechs Feldspielern. Hier agierte
Dietlikon schwach, hatte nicht eine nennenswerte Chance zum Empty Netter. Man mag darüber streiten, ob es sinnvoll ist, bei zwei Treffern Unterschied noch die taktische Brechstange zu wählen - doch Rene Kern behielt mit seiner Maßnahme recht: nach 58:39 Minuten staubte Stettler nach einem Schuss von Dirksen ab, zehn Sekunden später drückte Suter den Ball erneut über die Linie,
so dass sich die Ants innerhalb von zehn Sekunden den Ausgleich erkämpft hatten - die Vorlage kam übrigens auch beim zweiten Treffer von Sandra Dirksen, die eine überragende Partie spielte und am Ende der Partie auch das MVP-Blümchen überreicht bekam.
Bis zum Ende dieser dramatischen Partie dauerte es aber noch etwas, denn auch wenn die Ants nun fast noch dem fünften Treffer nahe schienen, retteten die Dietlikonerinnen das Unentschieden geradezu in die Pause. Die Verlängerung musste also entscheiden, in der die Karten wieder neu gemisch wurden. Gut zwei Minuten dauerte
diese, als Michaela Kathriner den Sudden Death-Treffer erzielte und die Red Ants damit in den verdienten Cupfinal-Himmel erhob - müßig zu benennen, dass erneut die Vorlage von Sandra Dirksen war, die damit nicht nur Nationaltrainer Simon Brechbühler begeisterte. Begeistert war aber auch der deutlich größere
rot-weiße Fanblock, für den nach dem 5:4-Sieg eine lange Bern-Winterthurer Nacht bevorstand.
| UHC Dietlikon | | Red Ants Rychenberg
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28 | Laura Tomatis (TW) | 79 | Irene Tschümperlin (TW)
| 27 | Simone Berner | 7 | Andrea Eberle (C)
| 13 | Anna Bürgi | 33 | Katja Timmel
| 17 | Natalie Stadelmann (C) | 11 | Sandra Dirksen
| 8 | Sara Schäfer | 26 | Michaela Kathriner
| 15 | Violetta Vögeli | 23 | Daniela Stettler
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6 | Michelle Wiki | 4 | Claudia Kunz
| 7 | Angela Klein | 5 | Sina Casutt
| 9 | Nadja Burkard | 12 | Margit Scheidegger
| 10 | Cornelia Scott | 13 | Andrea Hofstetter
| 12 | Tanja Stella | 15 | Karin Meienhofer
| 18 | Tanja Heusser | 16 | Kaisa Malmberg
| 19 | Daniela Morf | 17 | Silvana Nötzli
| 26 | Magdalena Zizkova | 18 | Ursina Hollenstein
| 32 | Celine Chalverat | 19 | Julia Suter
| 33 | Janine Wüthrich | 20 | Alexandra Frick
| 66 | Eliisa Alanko | 22 | Angela Arpagaus
| 88 | Jennifer Meier | 24 | Andrea Auer
| 50 | Sarah Schwendener (TW) | 25 | Tanja Bühler
| | | 87 | Fabienne Hofer (TW)
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