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Das zweite Halbfinale durfte ebenfalls mit Spannung erwartet werden. Zwar gaben die meisten Experten Ungarn nur eine
Außenseiterchance, aber das junge Team von Trainer Tamás Straus durfte sich nicht zuletzt wegen seiner beiden Legionärinnen,
der herausragenden Szilvia Sári im Tor und Györgyi Fekete von Bülach Floorball, sowie der Vielzahl schneller Stürmerinnen gewisse Hoffnungen machen.
Doch besagte Szylvia Sári nahm auf der Bank Platz, für sie ging Gegesy Boglárka in das ungarische Tor - und, um das vorweg zu nehmen, sie machte in einer
Schlacht zweier starker Torfrauen eine sehr gute Figur. Das Spiel begann für Ungarn nach Maß: aus einer gesicherten Defensive lancierten sie immer wieder über die schnellen Anita
Antal, Bernadett Ladányi und Vivien Kovácz Konter - zwei der ersten konnten gleich verwandelt werden: in der vierten Minute
traf Anita Antal, eine knappe Minute später lupfte Vivien Kovácz den Ball über Polens Torhüterin Katarszyna Postawka. Die Sensation lag in der Luft, Polen fand zu selten einen Weg durch
Ungarns Defensive, diese waren immer wieder brandgefährlich und vergaben zu viele Chancen fahrlässig. In der 10. Minute folgte dann die nächste Großchance:
nach einem Auswurf von Boglárka war Kovácz völlig frei vor dem Tor und konnte nur noch von den Beinen geholt werden. Die
fälligen Penalty vergab die Gefoulte aber selber, das Powerplay in der darauffolgenden Überzahl war sehr kläglich und lud die Polinnen zu Konter ein. Während
der Überzahl hatte Polen zwei Großchancen, Ungarn keine einzige - eine davon nutzte nach genau zehn Minuten Irena Mroch in Unterzahl.
Doch Antal konnte noch vor der Pause wieder zwei Tore Abstand legen: eine Sekunde vor der Pause bedeutete der letzte Schuss nach einem Konter das hochverdiente 3:1.
Auch im zweiten Abschnitt bot sich ein ähnliches Bild: Polen war bemüht und drückte, die Ungarinnen standen gut und konnten auf eine gute
Torfrau vertrauen. Allerdings wurden Polens Chancen zahlreicher und Ungarns Konter seltener. Doch auch der nächste Treffer sollte
von den Magyaren erzielt werden: Brigitta Radácsi nutzte einen Abstauber nach einem Schuss von Anna Harmat. Das Polster zur zweiten Pause war also auf
komfortable drei Tore angewachsen.
Das dritte Drittel begann mit einem erneuten Penalty: wieder wurde Kovácz von den Beinen geholt, dieses Mal trat
Anikó Vágó an und scheiterte. Erneut "mussten" die Ungarn also in die Überzahl - und anstatt einfach aus den Fehlern
des letzten Powerplays zu lernen, versuchten sie erneut ihr Heil in der Offensive. Und wieder wurden sie dafür bestraft: eine Chance Ungarn - zwei Chancen Polen, ein Unterzahltor.
Dieses Mal saß ein Konter von Wioletta Bialon (45.). Die Kräfte der Ungarinnen schwanden nun zusehens, letztlich sah sich deswegen
Ungarns Coach gezwungen, auf die totale Defensive umzuschalten, Konter fanden praktisch nicht mehr statt. Die Polinnen nutzten dieses unter dem Strich clever aus:
während bis zur 54. Minute der Abwehr standhielt, entstand ausgerechnet aus einer Kontersituation, die die ungarische Abwehr nicht klären konnte,
das 3:4. Eine Minute später wurde Anna Harmat zur tragischen Figur des Spiels. Ihr Pass verunglückte total und landete genau auf dem Schläger von Bialon, die aus dem Slot heraus
nur noch einschieben musste. Als die Ungarinnen dann auch noch in Unterzahl nach einem Stockschlag von Fekete gerieten,
war dies praktisch schon die Entscheidung - dass aber gerade die sonst so gute Boglárka im ungarischen Tor bei diesem Treffer
schlecht aussah und der Ball über sie durchrutschte, war wohl einfach das Pech, was die Ungarn in der Schlussphase hatten. Letztlich reichten
die Kräfte einfach nicht mehr, um nochmal Angriffe zu lancieren, 22 Sekunden vor Schluss sorgte dann Monika Waksmundzka für die Entscheidung,
als sie völlig freistehend an der eingewechselten Sári vorbeischob.
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