Russland - Deutschland 4:3 (2:2, 0:1, 2:0)

Die Rollen waren klar verteilt vor dem letzten deutschen Spiel in der Gruppenphase: ein Sieg gegen Russland musste her, um noch das Finale gegen Ungarn zu erreichen - ein Remis oder eine Niederlage würde zur Neuauflage der Partie Ungarn-Russland um den Aufstieg in die B-Division führen.
Beide Mannschaften begannen etwa ausgeglichen, Russland hatte zwar die erste gute Chance der Partie, machte aber sonst keinen übermäßig starken Eindruck. Letztlich fiel dann durch eine Einzelaktion der erste Treffer, als Anna Soleeva aus etwa zehn Metern abzog und Freya Mordhorst mit einem Schuss in den kurzen Winkel überwand. Die australischen Schiedsrichterinnen Leith Woods und Melanie Cathie, die tatsächlich alle deutschen Vorrundenpartien leiteten, vergaben die schon geradezu obligatorisch anmutende erste Zeitstrafe für ein Stockvergehen in der 9. Minute an die Russin Ekaterina Pushkina, Larisse Engel konnte diese Gelegenheit nach schönem Querpass von Laura Neumann kurz vor Ablauf der Strafe nutzen (11.). Engel brachte Deutschland sogar gute zwei Minuten später in Führung, als der ansonsten guten Torfrau Liudmila Troshina ein eher harmloser Fernschuss über die rechte Hand rutschte, danach schienen aber die Russinnen mehr Spielanteile zu haben und konnte so auch verdient durch die bemerkenswert unbedrängt Ekaterina Kolyganova aus kurzer Distanz in der 16. Minute zum 2:2-Pausenstand ausgleichen. Deutschland ging dabei in Überzahl in die erste Pause, die Zeitstrafe gegen Natalia Kameneva konnte die Mannschaft von Jan Kratochvil aber weder vor noch nach der Sirene nutzen.
Bis dato hatten sich die deutschen Mädchen durchaus respektvoll verkauft - und im zweiten Abschnitt egalisierten sich die beiden Mannschaften weitestgehenst, so dass zunächst wenig Berichtenswertes auf dem Spielfeld passierte. Erst als in der 28. Minute ein erneuter Stockschlag für eine Zeitstrafe gegen Yana Monakhovt sorgte, staubte Frederike Scholz nach einem geblockten Schuss von Josephin Gacon zur deutschen Führung ab. Da auch in Folge beide Teams sich wenig schenkten, ging Deutschland auch mit diesem 3:2 in die zweite Pause - ein Ergebnis, was die Tickets für das B-Finale bedeutet hätten.
Dass diese Tickets dann aber letztlich im russischen Lager gelöst wurden, dafür sorgten mehrere Faktoren: zum einen die immer besser werdende Torfrau Troshina, zum anderen aber auch die erste Minute des Schlussdrittels und eine immer fragwürdiger werdende Linie der Unparteiischen. Doch chronologisch: wer sich in der Stadiongaststätte von Zora Olmütz ein tschechisches Pausenbier gönnen wollte, war im Zweifelsfall schlecht beraten gewesen, denn bereits nach 56 Sekunden im dritten Drittel war die Partie völlig gekippt: nach 18 Sekunden setzte sich Kameneva zu unbedrängt auf der linken Seite durch und markierte den Ausgleich, eben die bereits zitierten 38 Sekunden später bracht der russische Jubel vollends aus, als Armine Nersesyan ihre Mannschaft sogar in Führung brachte. Deutschland fehlten fortan die spielerischen Mittel und das nötige Glück, die Partie wieder zu Gunsten von schwarz-rot-gold zu drehen. Das nötige Glück fehlte insbesondere in der 44. Minute, als Pauline Baumgarten nach einem schönen Auswurf von Mordhorst bereits kurz hinter der Mittellinie durchgebrochen war und noch zu Fall gebracht wurde - der klar fällige Strafstoss-Pfiff blieb hier aus - die verletzte Weißenfelserin bekam nicht einmal ein Foul zugesprochen. Ganz untypisch kassierte Russland nun auch keine Strafzeiten mehr und agierte sehr kontrolliert und sauber, so dass die Zeit immer weiter verrann und schlichtweg zu wenig deutsche Chancen bot, in der 53. Minuten sorgten Gelegenheiten von Engel und Baumgarten für kleine Aufreger, waren aber letztlich zu wenig, um Russland noch ins Wanken zu bringen. In der Schlussphase hagelte es dann für Allerweltsfouls plötzlich Strafzeiten, nachdem die Australierinnen in der Mitte des Drittels ganz offensichtlich sich nicht mehr getraut hatten, Wachstum auf den Strafbänken zu erzeugen - so fanden sich in den letzten fünf Minuten neben Soleeva auch nacheinander mit Lisa Entelmann, Neumann und Scholz drei Führungsspielerinnen der deutschen auf dem unbeliebten Sitzplatz wieder - somit gab es keine Chance mehr, die Partie zu kippen, die man allerdings nicht aufgrund von Schiedsrichterentscheidungen, sondern aufgrund eigener Mängel letztlich verdient verloren hatte.
Deutschland spielt damit nur um den Bronzerang gegen Österreich, was auch nach diesem Spiel nur eine reine Formsache sein darf. Letztlich zeigte diese U19-WM dem deutschen Floorball auf brutale Weise, wie tief man im Damen-Bereich gesunken ist. Zu wenig Breite und eine oft auch nicht ausreichende Spitze in der Bundesliga sowie den "Zuliefer-Ligen" sorgten für die Quittung, nicht mehr konkurrenzfähig zu sein. Während man bei der Damen-WM mit dem schon wenig überzeugenden B-Bronze noch halbwegs übertynchen konnte, dass eine reine Bundesliga-Auswahl auch bei den Seniorinnen vollkommen chancenlos wäre, zeigt sich dies bei den Juniorinnen mangels austrainierten Alternativen aus den ausländischen Ligen in viel brutalerer Art und Weise. Um hier den Anschluss wiederherzustellen, muss eine jahrelange Entwicklung einsetzen, bei der - gerade im Damenbereich leider nicht selbstverständlich - vom Verband bis zum Vereinstrainer alle Beteiligten gemeinsam mitwirken, anstatt Ansätze und Versuche bereits von vornerein schlechtzureden.


  Russland   Deutschland
1 Anastasia Samoylova (TW) 1 Indra Reck (TW)
31 Liudmila Troshina (TW) 80 Freya Mordhorst (TW)
2 Natalia Kameneva 87 Linda Bochmann (TW)
3 Zoya Ovchinikova 2 Josephin Gacon
5 Anastasiya Dunaeva 3 Maria Voigt
7 Marina Naletova 4 Laura Neumann
9 Ekaterina Pushkina 6 Anna-Karoline Abraham (C)
12 Olga Prosvetova 7 Lisa Hansel
13 Ekaterina Nizovtseva 8 Marina Döring
14 Olga Shangina 10 Larissa Engel
17 Vaeriya Pilipenko 11 Carla Benndorf
18 Armine Nersesyan 14 Frederike Scholz
20 Dina Sidekova (C) 15 Jenny Horn
21 Alina Pevzner 16 Julia Pradel
23 Yana Monakhova 17 Jessica Schulz
24 Anna Soleeva 19 Pauline Baumgarten
26 Ekaterina Kolyganova 25 Cindy Höhne
27 Elena Shuvalova 43 Lisa Entelmann
30 Victoria Ozhigina 47 Christina Wangler
32 Natalya Lyalina