TSV Crailsheim - 1. FC Köln 2:5 (1:3)

Wie groß ist der Nachteil im DFB-Pokal, wenn man vier Tage zuvor denselben Gegner mit einem krachenden 6:0 nach Hause geschickt hat? Hatte der 1. FC Köln im heimischen Stadion in der 2. Bundesliga vielleicht zu viele Hinweise auf Stärken und Schwächen gegeben, die nun Gastgeber-Trainer Christian Isert zum Wohl in dieser Partie am 14.10.2009 in Crailsheim nutzen konnte? So ähnlich war wohl die Frage der Pokal-Zweitrundenpartie im Schöneburgstadion zu stellen. Keine Fragen gab hingegen das Wetter auf: die Temperaturen um den Gefrierpunkt ließen erahnen, dass die Zeit des Schönwetter-Sommerfussballs sich langsam dem Ende neigen würde - die zu lauschige Stimmung im ansonsten schmucken weiten Rund in Crailsheim aufgrund der viel zu schwachen (aber regulären!) Flutlichtanlage tat da ihr übriges.
Zu Beginn der Partie gab es aber noch die letzten Sonnenstrahlen - und nach 17 Sekunden wäre der Ball fast schon zum ersten Mal im Tor von Kim Kaller gelandet, doch die Crailsheimer Schlussfrau konnte gegen Charline Hartmann klären und hatte auch bei einem Bender-Kopfball kurz danach das nötige Glück. Der 1. FC Köln nahm also erwartungsgemäß die Partie in die Hand, stieß dabei aber keineswegs auf die von Klaus Schmischke erwartete Mauer-Taktik des Gegners. In der neunten Minute schien die Partie dann auch den Gang des Zweitliga-Vorgängers zu gehen: Susanne Kasperczyk schickte Hartmann schön auf der linken Seite, deren Flanke erreichte zwar nicht, wie der Stadionsprecher behauptete, das Köpfchen von Patricia Hanebeck, sondern das von Alisa Kürschner, die mit einem lupenreinen Eigentor die gegnerische Mannschaft in Führung brachte. Der Torjubel dauerte wohl etwas zu lange - denn kaum war das Spiel wieder von der zwar nicht immer glücklich, aber unter dem Strich recht ordentlich pfeifenden Angelika Söder angepfiffen, musste der Ball schon wieder zum Mittelpunkt getragen werden: dieses Mal tauchte Lisa Wich vor Kathrin Wojtasik auf, nachdem der Ball über die rechte Angriffsseite in die Gefahrenzone gespielt worden war - prompt fiel der überraschende Ausgleich. Doch bereits neun Minuten später gingen die Gäste erneut in Führung - vorangegangen war eine der schon erwähnten etwas unglücklichen Szenen des Schiedsrichtergespanns: gute 25 Meter vor dem gegnerischen Strafraum prallten Anne Lenz und Carolin Hörber zusammen - nach der bisher eher pingeligen Regelauslegung hätte man sich wohl nicht über einen Pfiff beschweren dürfen. Der Ball kam aber zu Hanebeck, die nun aus der Drehung von der Strafraumgrenze tatsächlich für ihren ersten Treffer sorgte. In Folge kontrollierten die Gäste nun vollends die Partie - und auch wenn es eher ein schneller Angriff aus der eigenen Abwehr war, der dritte Treffer für die Domstädter in der 33. Minute war somit völlig verdient: Hanebeck trug den Ball durch das Mittelfeld und flankte auf Nicole Bender, die frei am langen Pfosten einköpfen konnte. Bei diesem Ergebnis blieb es auch nach 45 Minuten, unter dem Strich absolut verdient - neben der etwas fahrlässigen Chancenverwertung zu Beginn der Partie nervten den Gästefan lediglich die Anbandelungsversuche der lokalen Kommunalwahlkandidaten, die wohl nicht wirklich verstanden, dass man im schönen Köln weder die Möglichkeit noch das Interesse hat, die politische Zukunft des Frankenstädtchens zu beeinflussen.
Vielleicht war es gerade dieses Gewissen, dass Crailsheims wahres Unheil am 8. November drohte, der die Gastgeberinnen zu Beginn der zweiten Halbzeit deutlich befreiter aufspielen ließ. Zwar waren die Gäste weiterhin überlegen, Crailsheim agierte aber nun gefälliger als im ersten Abschnitt. Trotzdem war der Anschlusstreffer in der 58. Minute eher überraschend - das Tor schien dabei nicht nur aufgrund der Torschützin Wich eine Kopie des ersten TSV-Tors, wieder landete ein Schuss von der Strafraumgrenze im langen Eck. Isert fasste die Folgezeit in der Pressekonferenz treffend zusammen, "Danke an den 1. FC Köln, dass wir fünf Minuten von einer Verlängerung träumen durften" - denn eben diese fünf Zeiteinheiten später sorgte Köln für die Vorentscheidung: erneut war es Hanebeck, die mit einem schönen Pass auf die für die verletzte Paula Balzer eingewechselte Bilgin Defterli den Treffer einleitete - auch wenn Defterli in dieser Situation sehr abseitsverdächtig postiert war, war ihr hoher Schuss in den langen Winkel so sehenswert, dass er das 4:2 der Gäste verdient hatte. Einen tollen Hanebeck-Treffer sahen die Zuschauer dann in der 69. Minute: Hanebeck hatte den Ball etwa 25 Meter vor dem Tor von Kaller, die gar nicht allzu deutlich weit vor ihrem Tor stand - doch gegen den Hammer knapp unter die Latte schien Crailsheims Schlussfrau dann doch erschreckend machtlos. Nach diesem Treffer glaubten auch die kühnsten TSV-Anhänger nicht mehr an die Wende - selbst der Stadionsprecher lud die Interessierten bereits für einen Zeitpunkt zur Pressekonferenz ein, an dem eine eventuelle Verlängerung stattgefunden hätte - doch diese brauchten die FC-Frauen im Unterschied zum Erstrunden-Spiel in Weinberg nicht - es blieb bei einem hochverdienten 5:2-Erfolg in der Fremde, der gleichzeitig den Einzug ins Achtelfinale bedeutete - somit hatten die weiblichen Geißböcke sich die Rückfahrtim Lizenzspielerbus redlich verdient.



  TSV Crailsheim   1. FC Köln
1 Kim Kaller (TW) 30 Kathrin Wojtasik (TW)
5 Alison Scurich 2 Jeanette Blömen
6 Juliane Klenk 6 Susanne Kasperczyk
8 Carolin Hörber (C) 7 Nicole Bender
11 Veronika Jakl 8 Anne Lenz
14 Sarah Bommes 10 Patricia Hanebeck
15 Jeanette Dyer 13 Charline Hartmann
17 Alisa Kürschner 15 Sonja Fuss (C)
19 Christina Wolff 17 Yvonne Zielinski
20 Lisa Wich 21 Nina Windmüller
21 Jasmin Leonhardt 23 Paula Balzer
12 Tessa Nepper 3 Romina Frommont
13 Sarah Herrmann 11 Bilgin Defterli
    18 Julia Pfannschmidt