FCR Duisburg - FC Bayern München 1:2 (0:1)

April, April - kein Aprilscherz: am 1. April 2009 ging es ins pcc-Stadion, um dem Frauenfussball noch eine Chance zu geben, schließlich stand mit der Partie FCR Duisburg - Bayern München ein absoluter Frauenfussball-Leckerbissen der Bundesliga auf dem Programm. Beide Teams hatten zuletzt in Spitzenspielen schlecht ausgesehen, die Gäste aus München bei ihrer Last Minute-Niederlage in Frankfurt und die Gastgeber beim vorangegangenen Heimspiel gegen Potsdam.
Den besseren Auftakt zur Wiedergutmachung erwischten dabei definitiv die Gäste: Sylvie Banecki nutzte gleich in der zweiten Minute die erste Chance der Partie - und ehe es sich die Zuschauer im pcc-Stadion bequem gemacht hatten, lag ihr FCR bereits 0:1 zurück. Die erste Chance des FCR Duisburg hatte Inka Grings, die in der sechsten Minute völlig frei vor Birgit Leitner auftauchte. Der Unterschied auch hier: Banecki zuvor traf, Inka Grings konnte im zweiten Versuch lediglich etwas für die Aluminium-Wertung machen. Auch drei Minuten später hatte Duisburg eine große Chance: nach einem schönen Lauf von Lira Bajmaraj über links verstolperte Turid Knaak die flache Hereingabe. Die Partie wurde zusehens hektischer, was auch - man muss es einfach erneut erwähnen - auch an denen weit über dem Rande der Unsportlichkeit agierenden Trainerbänke begründet war. Spätestens, als in der 13. Minute Inka Grings und Alexandra Popp gleichzeitig liegenblieben, keimte richtig Feuer auf den Rängen und auf dem Spielfeld aus - Glück für Lira Bajmaraj, die kurz nach dem geahndeten Foul gegen Popp gegen ihre Gegnerin nachtrat - dies ging aber in der allgemeinen Hektik unter. Nachdem Duisburg doch zunächst dem Ausgleich sehr nahe schien, verlief die restliche zweite Halbzeit doch chancen- und auch etwas tempoärmer. Die Partie hatte aber durchaus seinen Reiz, die Aggressionen von Martina Voss und Günther Wörle (der sich wenigstens hier und da auch einmal für sein Verhalten entschuldigte, was hier keineswegs unerwähnt bleiben soll) gegen die Unparteiische Anja Kunick, die für eine Bundesliga-Schiedsrichterin eine durchaus überdurchschnittliche Partie abgab, gingen mir persönlich doch sehr auf die Nerven und führen auch keineswegs zur Lösung der altbekannten Schiedsrichterinnenproblematik. Letztlich sind die Vereine die Liga - und diese scheint zu schwach, für adequate Rahmenbedigungen zu sorgen, indem zum Beispiel männliche Linienrichter eingesetzt werden. Wenn auf diese Weise von den Coaching-Zonen gepöbelt wird, ist dies unter dem Strich nur ein Ablenkungsmanöver von den eigenen Schwächen. Dieses Thema lässt sich vortrefflich ausbreiten, weil auf dem Rasen nicht mehr viel passierte. Martina Voss wechselte zweimal vor der Pause aus, Anne van Bonn kam für die schwache Knaak und Sekunden vor der Pause ersetzte Corinna Schröder die im Zweikampf verletzte Popp, was Martina Voss dann auch beim Gang in die Pause lautstark und publikumswirksam mit dem Schiedsrichter-Gespann diskutierte. Ob sie dies auch gemacht hätte, wenn ihr Team eine bessere Chancenauswertung gezeigt hätte? Man kann sich einfach nur den Mut wünschen, dass die Schiedsrichterinnen den Mut haben, öfter Trainer auf die Tribüne zu verbannen oder Sonderberichte zu schreiben.
Über die ersten fünfzehn Minuten der zweiten Hälfte kann man getrost schweigen, der Schreibblock blieb in dieser Zeit leer. Lediglich ein Wechseltheater um Charline Hartmann, die sich erst auszog und schon an der Seitenlinie stand, aber dann wieder zurück zur Bank ging und sich wieder anzog (später kam Martina Hegering für Jennifer Oster), sorgte für gewisses Aufsehen - nach der Partie wurde dann bekannt, dass die Duisburger Trainer nicht wussten, dass die Ex-Essenerin gar nicht auf dem Spielbericht stand. Nachdem das Problem auch gelöst war und man sich auch nicht die ganze Zeit den Bänken widmen konnte, ging der Blick wieder auf den grünen Rasen - und hier wurde man in der 64. Minute auch für die Aufmerksamkeit belohnt: nach einem schönen Bresonik-Pass umkurvte Grings Leitner und erzielte den zu dem Zeitpunkt absolut verdienten Ausgleich. Nur drei Minuten später musste die Duisburger Führung fallen, doch erst verpasste Bresonik einen Kopfball nach einem schönen Freistoß von Sonja Fuss, kurz danach scheiterte auch Grings aus bester Position. Auch als in der 74. Minute nach einer Ecke zweimal den Ball derbe unterlief, hätte eine gefestigte Mannschaft daraus Kapital geschlagen. Der Unterschied an diesem Abend war schlichtweg die Effektivität - und in diesem Punkt erteilten die Bayern den Gastgeberinnen eine bittere Lehrstunde. Der zweite Teil dieser Lehrstunde folgte in der 83. Minute: nach einem Ball von rechts stieß die eingewechselte Mandy Islacker mit einer Duisburger Innenverteidigerin zusammen und machte so den Weg frei für Sylvie Banecki, die am langen Pfosten lauerte und Christina Bellinghoven im Duisburger Tor keine Chance ließ. Zwar konnte man den Duisburgerinnen in Folge nicht nachsagen, sie hätten sich nicht bemüht, noch den Ausgleich zu erzielen, doch diese Bemühungen waren viel zu nervös - beim entscheidenden Pass versagten selbst gestandenen Bundesliga-Spielerinnen wie Grings oder Bresonik die Nerven. So gab es keine nennenswerte Torchance des FCRs mehr, es bliebt beim umjubelten Sieg der Bayern, die sich dank ihrer bestechenden Chancenauswertung letztlich nicht unverdient hinter Turbine Potsdam auf den zweiten Tabellenplatz der Bundesliga schoben. Nachdem Duisburg in den Vorsaisons zwar schon als bestes Team der Bundesliga galt, aber in den entscheidenden Spielen gegen Frankfurt versagte, scheinen nun Potsdam und Bayern die beiden Gegner zu sein, die man einfach zu Hause schlagen muss, wenn man sich am Ende in die Bundesliga-Annalen eintragen möchte. Mit fünf Siegen und drei Niederlagen ist Duisburg nur fünftplatzierter der Heim-Tabelle - für einen selbsternannten Meisterschafts-Aspiranten ist dies in dem starken Leistungsgefälle der Bundesliga einfach zu wenig.



  FCR Duisburg   FC Bayern München
21 Christina Bellinghoven (TW) 16 Birgit Leitner (TW)
5 Elena Hauer 6 Katharina Baunach
6 Jennifer Oster 7 Carmen Roth
7 Turid Knaak 11 Sylvie Banecki
8 Annemieke Kiesel 13 Melanie Behringer
9 Inka Grings (C) 14 Corinna Paukner
10 Linda Bresonik 17 Katharina Würmseer
15 Sonja Fuss 18 Nina Aigner
23 Lira Bajramaj 20 Ivana Rudelic
25 Alexandra Popp 23 Sandra de Pol (C)
28 Femke Maes 33 Bianca Rech
3 Anne van Bonn 9 Vanessa Bürki
17 Marina Hegering 15 Mandy Islacker
19 Corinna Schröder