Deutschland U15 - Russland U15 5:1 (2:0)

Das "Finale" zum Finale: nachdem Deutschland und Russland bislang alle Partien gewonnen hatten (zählt man den zweifelhaften deutschen Shootout-Sieg gegen Norwegen als solchen), ging es in der sechsten und letzten Partie bei diesem Vierländerturnier im direkten Duell um den Turniersieg. Auf den ersten Blick schien es so, als wäre die eine oder andere Schülergruppe nach dem Norwegen-Schottland-Spiel abgezogen, zumindest sah man nun mehr Freiflächen auf der Tribüne.
Das Team von Bettina Wiegmann machte von Anfang an den besseren Eindruck, nahm das Spiel in die Hand und setzte mit einem Schuss von Jennifer Cramer von der Strafraumgrenze in der 7. Minute auch ein erstes Ausrufezeichen. Wie auch in den vorangehenden Partien waren die Russinnen von Anfang an robust - um nicht zu sagen, dass die Partie schon im ersten Abschnitt ruppig war. Viele Chancen hatten beide Mannschaften hingegen nicht - und so dauerte es bis zur 27. Minute, bis das erste deutsche Tor fiel: Annabel Jäger schnitt von der rechten Seite eine Ecke scharf vor das Tor von Viktoria Nosenko, Luisa Wensing reagierte am schnellsten und köpfte das Leder über die Linie. Nachdem in der 32. Minute Nosenko zunächst einen Freistoß von Lena Lotzen nur mit Mühe über das Tor lenken konnte, brachte die folgende Ecke den zweiten deutschen Treffer - dieses Mal traf die Hattrick-Schützin vom Schottland-Spiel, Lena Petermann. Ein Schuss von Jennifer Cramer vor der Pause war sogar noch eine gute Chance, letztlich konnte Deutschland aber mit der 2:0-Führung zur Pause zufrieden sein.
Die zweite Halbzeit war gerade einmal 18 Sekunden alt, als die russische Mannschaft ihren ersten Treffer markierte: Anna Deleva sorgte für den russichen Anschlusstreffer. Nur zwei Minuten später hätte Snezhana Kobelewa freistehend ausgleichen können, doch die russische Stürmerin scheiterte. Die Aufmerksamkeit der Zuschauer wurde nun aber zusehens auf Aktionen gelenkt, die wenig mit Fussball zu tun haben: nicht nur, dass Deutschland aufgrund russischer Fouls eine wahre Freistoßflut in der zweiten Halbzeit zu verzeichnen hatte, vor allem Unsportlichkeiten nahmen massiv zu. Insbesondere bei Standardsituationen gab es zu schwereren Nicklichkeiten bis Tätlichkeiten. Insbesondere Lena Petermann wird nach dem Spiel lange gebraucht haben, alle blauen Flecken zu zählen, die ihr ihre Gegenspielerin Alena Mamonova mit Schlägen, Tritten und Schubsern zugefügt hat. Man kann Petermann nicht genug dafür loben, dass sie sich nicht provozieren ließ, anders als zum Beispiel Valentina Maceri, die sich vor einer deutschen Ecke in der 39. Minute mit einem Faustschlag dafür "bedankte", dass ihre Gegenspielerin Viktoria Egorova in ihrem Rücken die eine oder andere Aktion lancierte, für die ebenfalls ein Spielausschluss im Rahmen des Vertretbaren gewesen wäre. Ganz schwache Noten muss man hier einfach dem Schiedsrichtergespann ausstellen, Sandra Jung erkannte zwar einen Bruchteil der Fouls im Spiel, bei ruhendem Ball war sie aber völlig überfordert und wurde auch von der zweiten Assistentin Johanna Gesell, die in der zweiten Halbzeit auf Höhe des russischen Strafraums oft beste Sicht hatte und nie eingriff, bitterst allein gelassen. Selbst als Mamonova endlich wenigstens eine gelbe Karte kassierte - bezeichnenderweise nicht für ein Foul, sondern weil sie den Ball weggetreten hatte - machte die russische Amokläuferin, nur so kann man ein solches Verhalten im Sport vielleicht noch adequat bezeichnen, munter weiter. Natürlich darf hier nicht unerwähnt bleiben, dass Nikolay Kocheshkov keine Anstalten machte, seine Spielerin vom Feld zu nehmen, so liegt der Gedanke nah, dass diese Aggressionen auch Teil einer taktischen Ausrichtung sein könnten. In der 55. Minute war das Spiel für Mamova dann doch vorbei, nachdem sie vor den Augen von Sandra Jung Janine Angrick von den Beinen holte - als kleines "Abschiedsgeschenk" gabs dann auch noch einen Schubser gegen die am Boden liegende Gegenspielerin. Achja, an sich war man ja zusammengekommen, um Fussball zu spielen. In der 51. hatte Lena Petermann auf 3:1 erhöht, in den letzten zehn Minuten machten dann die Gastgeberinnen den Sieg klar und deutlich - beide male traf Jenny Kupzig: in der 62. Minute gab es eine strittige Szene vor dem russischen Tor nach einem, doch der Freistoß rutschte zu Jenny Kupzig ans lange Eck durch, die auf 4:1 erhöhte, nur vier Minuten später bedeutete ein Flachschuss das letztliche 5:1 für das deutsche Team, das damit recht souverän und verdient den Turniersieg holte. Von einem "schönen Fussballspiel", wie es der Stadionsprecher bezeichnete, kann ich allerdings nicht reden.


  Deutschland   Russland
1 Lena Nuding (TW) 20 Viktoria Nosenko (TW)
2 Lina Magull 3 Nataliya Pasishnynuk
3 Jennifer Cramer 4 Valentine Orlova
4 Lusia Wensing 6 Alena Mamonova
5 Nina Brüggemann 7 Ksenia Veselukha
6 Melike Baki 8 Karina Blynskaya
7 Annabel Jäger 9 Anna Deleva
8 Kyra Malinkowski 10 Snezhana Kobeleva
9 Lena Petermann 11 Viktoriya Egorova
10 Valentina Maceri 15 Anastasiya Pozdeeva
11 Lena Lotzen 19 Anastasia Efimova
12 Maike Kämper (TW) 17 Raisa Odintsova
14 Jana Blessing 18 Liubov Titova
15 Janine Angrick    
16 Annika Schmidt    
17 Jenny Kupzig